WILL ANDERS, KYRITZ
Unser Mitarbeiter Ernst Stadtkus
Schon oft hat man sich gefragt, ob Stadtkus „ein richtiger Name“ oder ein Pseudonym sei. Wenn ich dann sagte, „der heißt wirklich so“, wollte man wissen, was er ist und wie er aussieht. Dabei kommt es dann heraus, daß man von einem, der Gedichte macht, die sonderbarsten Vorstellungen hat. Einen Lyriker können sich viele nur als einen sehr verliebten Jüngling mit wallenden Locken vorstellen, einen plattdeutschen Heimatpoeten aber denkt man sich als einen knorrigen Alten mit struppigem Bart und lachenden Augen und einer Häherfeder am Hute. Ernst Stadtkus müßte dann also ein Mischling zwischen diesen beiden Typen sein, denn er ist ein plattdeutscher Lyriker. Kein Wunder, daß ihn keiner erkennt, der ihn mit solchen Vorstellungen sucht. Ernst Stadtkus, oder Onkel Ernst, wie er sich in der „Volksstimme“ nennt, wenn er seine stets treffenden kritischen Verse bringt, ist Rottenmeister bei unserer Kleinbahn. Es ist seine Aufgabe, dafür zu sorgen, daß der Bahnkörper in Ordnung ist und der liebe „Polio“ nicht entgleist, wenn er durch Klee und Hafer rast und die Hasen aufscheucht.
1905 wurde er als Sohn eines Landarbeiters in Rehfeld geboren, besuchte die Dorfschule und arbeitete 10 Jahre lang „beim Bauern“. Dann wurde er Eisenbahner und Vater von 6 Kindern. Die älteste Tochter ist Bibliothekarin und hat die „poetische Ader“ geerbt, der jüngste Sohn ist erst wenige Monate alt, von ihm weiß man’s noch nicht so genau.
Mit seinen Versen hat Ernst Stadtkus schon vielen Prignitzern Freude gemacht, immer wieder wünscht man sie zu lesen, und bei Betriebsfesten werden sie rezitiert. Wenn ich noch sage, daß Ernst Stadtkus noch heute in Rehfeld wohnt, wo er ein Häuschen und einen Garten, Schafe, Schweine, Hühner und Gänse hat, und daß er in Kyritz als der zuverlässigste und unermüdlichste Mitarbeiter im Volkskunstkabinett, im Elternbeirat, im Kulturbund und bei der „Volksstimme“ gilt, dann ist eigentlich schon alles über ihn gesagt.
Möge er noch oft zu Worte kommen in unseren „Prignitzer Heimatblättern“.
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