er die beiden in der „Goldenen Krone“ internierten Fremden, den vorgeblichen Kaufmann Fischer sowie den Diener Hilpert, als Staatsgefangene bezeichnete.
Wie ein Blitz schlug das ein. ,
Lawinengleich anschwellend, flog die Nachricht über den Markt bis in die entlegensten Winkel.
Ein Haupt- und Staatsverbrechen war verübt.
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In jener Nacht von Sonnabend zum Sonntag, als Klitzing sorgenvoll in seinem Zimmer auf- und abschritt, ließ er vor seinem geistigen Auge noch einmal die letzten Stunden, die seine Bekanntschaft mit dem Lord vermittelt hatten, vorüberziehen.
Messerscharf sezierte er jedes Wort, dessen er sich aus seinem Munde entsann.
Die Erwähnung der beiden Juden, die sich dem Verschwundenen an die Fersen geheftet, die er auf der Bost in Kyritz angetroffen und die ihn hier in Perleberg wieder eingeholt, dünkte ihm ein Fingerzeig. Leider hatten sie bereits preußisches Gebiet überschritten.
Dann, was Bathurst über seinen Reisegefährten geäußert.
Wie er denselben zu Wien als einen Agenten des „Schwarzen Herzogs“, des von Napoleon abgesetzten und geächteten Braunschweigers, kennen- gelernt. Jedes Wort gewann jetzt an Bedeutung.
Immer mehr färbte sich ein Bild. Verschwommene Gedanken gewannen Formen und Gestalt. Ausdrücke, die der erregte Engländer über Fischer flüchtig hingeworfen, über die man als sprachliche Unbeholfenheit hinweggesehen, begannen sich zu Anhaltspunkten, zu Verdachtsmomenten zu formulieren.
Am nächsten Tage hatte er Fischer aufgesucht, zur Rede gestellt und nähere Auskunft über seine Person gefordert. Siehe, da ließ der glattrasierte Dicke die Maske des Biedermannes fallen. Vor dem drohenden Offizier stand nicht mehr jener aufgeregte und bei ihm Hilfe suchende harmlose Reisende. Jener väterlich um seinen Begleiter besorgte, würdige Alte entpuppte sich als ein zynischer, in allen Wassern gewaschener Bursche. Spöttisch verweigerte er jede Auskunft. Und als Klitzing ihn nachdrücklich auf die Folgen seiner Weigerung aufmerksam machte, ihm seine Verhaftung in Aussicht stellte, da bequemte sich Fischer dazu, gemächlich aus seinem Portefeuille ein Papier herauszuziehen, zu entfalten und mit einem höhnischen Lauern in seinen halbgeschlossenen Schweinsäüglein es dem Kommandanten unter die Nase zu halten . . .
Die Wirkung auf den braven Klitzing war niederschmetternd. Er las unter einem Passepartout die Unterschrift des Mannes, der die Fleisch gewordene Allmacht bedeutet — den Namen . . . Napoleon.
Fortsetzung folgt
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