Heft 
(1880) 39
Seite
314
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-Theodor Fontane in Berlin.-

Politik, allen Geheimräthen, wozu, in allem was Carlsbad und Teplitz an­geht, auch die Eommcrzienräthe gehören, ihre Brunnen- und Badekur zu ver­derben. Helgoland mit eingeschlossen. Ich wiederhole Dir, in zwei Monaten haben wir die Sache fertig und in drei haben wir den Krieg. Irgend was Bencdcttihastes wird sich doch am Ende finden lassen, und Ems liegt unter Umständen überall in der Welt".

Gryczinski zwirbelte mit der Linken an der breitesten Stelle seines Backenbartes und sagte:Schwager, Du stehst zu sehr unter Börsengerüchten,

um nicht zu sagen unter dem Einfluß der Börsenspecnlation. Ich versichere Dich, es ist kein Wölkchen am Horizont, und wenn wir zur Zeit wirklich einen Kriegsplan ausarbeitcn, so betrisst er höchstens die hypothetische Be­stimmung der Stelle, wo Rußland und England zusammenstoßen und ihre große Schlacht schlagen werden".

Beide Damen, die von der entschiedensten Friedenspartei waren, die brünette weil sie nicht gern das Vermögen, die blonde weil sie nicht gern den Mann einbüßen wollte, jubelten dem Sprecher zu, während der Polizei­rath, immer kleiner werdend, bemerkte:Bitte dem Herrn Major meine ge­horsamste Zustimmung aussprechen zu dürfen und zwar von ganzem Herzen und von ganzem Gemüthe". Wobei gesagt werden muß, daß er mit Vor­liebe von seinem Gemüthe sprach.Ueberhaupt", fuhr er fort,nichts falscher und irriger, als sich Seine Durchlaucht den Fürsten, einen in Wahrheit fried­liebenden Mann, als einen Kanonier mit ewig brennender Lunte Vorznstellen, jeden Augenblick bereit das Kruppsche Monstre-Geschütz eines europäischen Krieges auf gut Glück hin abznfenern. Ich sage, nichts falscher und irriger als das. Hazardircn ist die Lust derer, die nichts besitzen, weder Vermögen noch Ruhm. Und der Fürst besitzt beides. Ich wette, daß er nicht Lust hat, seinen hochausgespeicherten Doppelschatz immer wieder auf die Kriegskarte zu setzen. Er gewann 64 (nur eine Kleinigkeit), doublirte 66 und triplirte 70, aber er wird sich hüten, sich aus ein mx-Is-va einzulassen. Er ist ein sehr belesener Mann und kennt ohne Zweifel das Märchen vomFischer un sine Fru ..."

. . . Dessen pikante Schlußwendung uns unser polizeiräthlicher Freund hoffentlich nicht vorenthalten will", bemerkte Van der Straaten, in dem sich der Uebermuth der Taselstimmnng bereits zu regen begann.

Aber der Polizeirath, während er sich tote zur Gewährleistung jeder Sicherheit gegen die Damen hin verneigte, ließ das Märchen und seine notorische Schlußzeile fallen und sagte nur:Wer alles gewinnen will, ver­liert alles. Und das Glück ist noch launenhafter als die Damen. Ja, meine Damen, als die Damen. Denn die Launenhaftigkeit, ich lebe selbst in einer glücklichen Ehe, ist das Vorrecht und der Zauber ihres Geschlechts. Der Fürst hat Glück gehabt, aber gerade weil er es gehabt hat ..."

. . Wird er sich hüten, es zu versuchen", schloß mit Emphase der Legationsrath, der ersichtlich nur aus ein Stichwort gewartet hatte.Der