Heft 
(1880) 39
Seite
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- L'Adultera. - 3fö

Fürst hat Glück gehabt, versichert uns unser Freund Reist mit polizeiräthlich unschuldiger Miene. Glück gehabt! Allerdings. Aber nicht ein einfaches und gewöhnliches, sondern ein stupendes, ein nie dagewesenes Glück. Eines das in seiner colossalen Grosze den Mann selber wegfrißt und verschlingt. Und so wenig ich geneigt bin, ihm dies Glück zu mißgönnen, ich kenne keine Mißgunst, so reizt es mich doch einen Heroen-Cultus an dieses Glück ge­knüpft zu sehen. Er wird überschätzt, sag' ich. Glauben Sie mir, er hat etwas Plagiatorisches. Es mögen sich Erklärungen finden lassen, meinetwegen auch Entschuldigungen, eines bleibt: er wird überschätzt. Ja, meine Freunde, den Herocncultus haben wir und den Göttercultus werden wir haben. Bildsäulen und Denkmäler sind bereits da, und die Tempel werden kommen. Und in

einem dieser Tempel wird sein Bildniß sein, und Göttin Fortuna ihm zu Füßen. Aber man wird es nicht den Fortuna-Tempel nennen, sondern den Glückstcmpel. Ja, den Glückstempel, meine Freunde, denn es wird darin gespielt, K hoch gespielt, und unser vorsichtiger Freund Reiff hat es mit seinem six-ls-vu besser getroffen, als er weiß. Alles Spiel und Glück, sag' ich, und daneben ein unendlicher Mangel an Erleuchtung, an Gedanken und vor allem an großen schöpferischen Ideen".

Aber lieber Legationsrath", unterbrach hier Van der Straaten,es liegen doch einige Kleinigkeiten vor: Hinauswerfung Sesterreichs, Aufbau

des deutschen Reiches . . . ."

,, . . Eerasirung Frankreichs und Dethronisirung des Papstes! Pah,

Van der Straaten, ich kenne die ganze Litanei. Wem aber haben wir dafür zu danken, wenn überhaupt dafür zu danken ist? Wem? Einer ihm feind­lichen Partei, feindlich ihm und mir, der er ihren Schlachtruf genommen hat. Er hat etwas Plagiatorisches, sag ich, er hat sich die Gedanken anderer einfach angeeignet, gute und schlechte, und sie mit Hilfe reichlich vorhandener Mittel in Thaten umgesetzt. Das konnte schließlich feder von uns: Gabler, Elimar, Du, ich, Reiff . . . ."

Ich möchte doch bitten . ."

In Thaten umgesetzt", wiederholte Duquede.Ein Umsatz- und

Wechfelgeschäft, das ich Haffe, so lange nicht der selbsteigene Gedanke dahinter steht. Aber Thaten mit gar keiner oder mit erheuchelter oder mit erborgter Idee haben etwas Rohes und Brutales, etwas Dschingiskhanartiges. Und ich wiederhole, ich hasse solche Thaten, am meisten aber hass' ich sie, wenn

sie die Begriffe verwirren und die Gegensätze mengen, und wenn wir es

erleben müssen, daß sich hinter den altehrwürdigen Formen unseres staats­erhaltenden Prineips, hinter der Maske des Conservatismus, ein revolutionärer Radicalismus birgt. Ich sage Dir, Van der Straaten, er segelt unter falscher Flagge. Und eines seiner einschlägigsten Mittel ist der beständige Flaggenwechsel. Aber ich Hab ihn erkannt und weiß, was seine eigentliche Flagge ist. . . ."

Nennen . ."

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