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Theodor Fontane in Berlin.
X. Wohin treiben wir?
Es wahrte nicht lange, so steuerten von einer dunklen, etwas weiter flußaufwärts gelegenen Uferstelle her, zwei Jollen auf das Floß zu, jede mit einer Stocklaterne vorn an Bord. In der kleineren saß derselbe Junge, der schon am Nachmittage die Reifen auf die Kirchhofs-Wiese hinaus getragen hatte, während die größere Jolle, leer und blos angekettet, im Fahrwasser der anderen nachschwamm. Es gab einen hübschen Anblick, und kaum daß die beiden Fahrzeuge lagen, so stiegen auch, vom Floß aus, die schon ungeduldig Wartenden ein: Rubehn und Melanie in das kleinere, die beiden Maler und Anastasia
in das größere Boot, eine Vertheilung, die sich wie von selber machte, weil Elimar und Gabler gute Kahnfahrer waren und jeder anderweitigen Führung entbehren konnten. Sie nahmen denn auch die Tote und der Junge mit der kleineren Jolle folgte.
Van der Straaten sah ihnen eine Weile nach und sagte dann zu den: Fräulein: „Es ist mir ganz lieb, Riekchen, daß wir zurückgeblieben sind und auf das Dampfschiff warten müssen. Ich habe Sie schon immer fragen wollen, wie gefällt Ihnen unser neuer Hausgenosse? Sie sprechen nicht viel, und wer nicht viel spricht, der beobachtet gut".
„O, er gefällt mir".
„Und mir gefällt es, Riekchen, daß er Ihnen gefällt. Nur das „o" beklag' ich, denn es hebt ein gut Theil Lob wieder auf, und „o, er gefällt mir", ist eigentlich nicht viel besser, als ,,o, er gefällt mir nicht. Sie sehen, ich lasse Sie nicht wieder los. Also nur immer tapfer mit der Sprache heraus. Warum nur o? Woran liegt es? Wo fehlt es? Mißtrauen Sie seinen Dragonerreservelieuteuants-Allüren? Ist er Ihnen zu cavalier- mäßig oder zu wenig? Ist er Ihnen zu laut oder zu still, zu bescheiden oder zu stolz, zu warm oder zu kalt?"
„Damit möchten's Sie getroffen haben".
„Womit?"
„Mit dem zu kalt. Ja, er ist mir zu kalt. Als ich ihn das erste Mal sah, halt' ich einen guten Eindruck, obgleich nicht voll so gut wie Anastasia. Natürlich nicht. Anastasia singt und ist exccntrisch und will einen Mann haben".
„Will jede".
„Ich auch?" lachte die Kleine.
„Wer weiß, Riekchen".
„ . . . Also das erste war: er gefiel mir. Es war in der Veranda, gleich nach dem zweiten Frühstück, wir hatten eben die blauen Milchsatten zurückgeschoben, und es ist mir. als wär' es gestern gewesen. Da kam der alte Teichgrüber und brachte seine Karte. Und dann kam er selbst. Nun er hat etwas Distinguirtes und man sieht auf den ersten Blick, daß er die kleine Noth des Lebens nicht kennen gelernt hat. Und das ist immer hübsch und das Hübsche davon soll ihm unbenommen sein. Er hat aber auch etwas