Heft 
(1880) 39
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Theodor Fontane in Berlin.

Van der Straaten und Rubehn folgten eine Viertelstunde später in einer Droschke zweiter Klasse, die manAechtheits halber" gewählt hatte, stiegen aber unmittelbar vor der Stadt aus, um nunmehr an den Flußwiesen hin den Rest des Weges zu Fuß zu machen.

Es schlug fünf, als unsre Fußgänger das Dorf erreichten und in Mitte desselben Ehms ansichtig wurden, der mit seinem Wagen, etwas ausgebogen, zur Linken hielt und den ohnehin wohlgcpflegten Trakehnern einen vollen Futtersack eben auf die Krippe gelegt hatte. Gegenüber stand ein kleines Haus, wie das Pfefferkuchenhaus im Märchen, bräunlich und appetitlich, und so niedrig, daß man bequem die Hand auf die Dachrinne legen konnte. Dieser Niedrigkeit entsprach denn auch die kaum mannshohe Thür, über der, aus einem wasferblauen SchildeLöbbekes Kaffeehaus" zu lesen war. In Front des Hauses aber standen drei, vier verschnittene Lindenbäume, die den Bürger­steig von dem Straßendamme trennten, auf welchem letzteren Hunderte von Sperlingen hüpften und zwitscherten und die verlorenen Körner aufpickten.

Dies ist das, Ship-H6tel von Stralow" sagte Van der Straaten im Cicerone-Ton und war eben Willens in das Kaffeehaus einzutreten, als' Chm über den Damm kam und ihm halb dienstlich halb vertraulich vermeldete, daß die Damens schon vorauf seien, nach der Wiese hin. Un die beiden Herren Maler auch. Und hätten beide schon gewartet und gleich den Tritt runter gemacht und Alles. Erst Herr Gabler und dann Herr Schnlze. Und an der Würfelbnde hätten sie Strippenballons und Gummibälle gekauft. Und auch Reifen und eine kleine Trommel und Allerhand noch. Und einen Jungen hätten sie mitgenommen, der hätte die Reifen und die Stöcke tragen müssen. Und Herr Elimar immer vorauf. Das heißt mit üwr Har­monika".

Um Gottes Willen" ries Van der StraatenZiehharmonika?"

Nein Herr Commerzienrath. Wie 'ne Maultrommel".

Gott sei Dank! . . Und nun kommen Sie, Rubehn. Und Du, Ehm, Du wartest nicht auf uns und läßt Dir geben . . Hörst Du?"

Ehm hatte dabei seinen Hut abgenommen. In seinen Zügen aber war deutlich zu lesen: ich werde warten.

Am Ausgange des Dorfes lag ein prächtiger Wiesenplan und dehnte sich bis an die Kirchhofsmauer hin. In Nahe dieser hatten sich die drei Damen gelagert und plauderten mit Gabler, während Elimar einen seiner- großen Gummibälle monsieurherkulesartig über Arm und Schnlter laufen ließ.

Van der Straaten und Rubehn hörten schon von Ferne her das Bravoklatschen und klatschten lebhaft mit. Und nun erst wurde man ihrer an­sichtig, und Melanie sprang auf und warf ihrem Gatten, wie zur Begrüßung, einen der großen Bälle zu. Aber sie hatte nicht richtig gezielt, der Ball