Heft 
(1880) 39
Seite
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sagen . . . Und so bleiben uns denn wirklich nur die vier alten Grognards von der Lea her. Wohl, sie haben alle vier ihre Meriten. Aber doch ist ein Unterschied. In dem Levi spukt schon der Levit, und in dem Juda das Königthum, ein Stückchen Illoyalität, das Sie mir als freier Schweizerin zu gute halten müssen. Und so sehen wir uns denn vor den Rest gestellt, vor die beiden letzten, die natürlich die beiden ersten sind. Mi biou, ich will nicht mäkeln und feilschen und will dem Simeon lassen, was ihm zukommt. Er war ein Charakter und als solcher wollt' er dem Jungen ans Leben. Charaktere sind nie für halbe Maßregeln. Aber da trat Rüben dazwischen, mein Rüben, und rettete den Jungen, weil er des alten Vaters gedachte. Denn er war gefühlvoll uud mitleidig und hochherzig. Und was seine Schwäche war, darüber sag ich nichts. Er hatte die Fehler seiner Tugenden, wie wir alle. Das war es und weiter nichts. Und deshalb Rüben und immer wieder Rüben. Und kein Appell und kein Refus. Anastasia brich einen Taus- und Krvnnngszweig ab, da von der Esche drüben. Wir können sie dann die Rnben-Esche nennen".

Und dieses scherzhafte Geplauder würde sich muthmaßlich noch fortge­setzt haben, wenn nicht in eben diesem Augenblicke der wohlbekannte, zwei­rädrige Gig sichtbar geworden wäre, von dessen thurmhohem Sitze herab Van der Straaten über das Gitter weg mit der Peitsche salutirte. Und nun hielt das Gefährt, und der Enqusten-Commerzienrath erschien in der Veranda, strahlend von Glück und freudiger Erregung. Er küßte Melanie die Stirn und versicherte einmal über das andere, daß er sichs nicht habe versagen wollen, die freie halbe Stunde bis zum ministeriellen Diner, an sein cks sa kainiUs zu verbringen.

Und nun nahm er Platz und rief in das Haus hinein:Liddi, Liddi.

Rasch. Antreten. Immer flink. Und Heth auch, das Stiefkind, die Kleine, die vernachlässigt wird, weil sie mir ähnlich sieht . . ."

Und von der ich eben erzählt habe, daß sie grenzenlos verwöhnt würde".

Die Kinder waren inzwischen erschienen, und der glückliche Vater nahm ein elegantes Tütchen mit papierenem Spitzenbesatz aus der Tasche und hielt es Lydia hin. Diese nahm's und gab es an die Kleine weiter.Da Heth".

Magst Du nicht?" fragte Van der Straaten.Sieh doch erst nach. Es sind ja Pralines. Und noch dazu von Sarotti".

Aber Lydia sah mit einem Streifblick zu Rubehn hinüber und sagte: Tüten sind für Kinder. Ich mag nicht".

Alles lachte, selbst Rubehn, trotzdem er Wohl fühlte, daß er der Grund dieser Ablehnung war. Van der Straaten indeß nahm die kleine Heth aus den Schooß und sagte:Du bist Deines Vaters Kind. Ohne Faxen und

Haberei. Lydia spielt schon die de Caparoux".

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