Bibliographie.
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pfindung, durch welche Mozarts Briefe eine so eigenartige Stelle unter allen bekannten Künstler-Correspondenzen einnehmen. Für den Geschichtsschreiber Mozarts wird der von seiner Schwester seiner Zeit an Schlichtegroll gelieferte biographische Aufsatz — in elf Abschnitten die Antworten aus ebensoviele Fragen — von großer Wichtigkeit sein. In der Form und Vollständigkeit, in der er von Marianne Mozart geschrieben ist, ist der Aufsatz noch nicht gedruckt worden. — Im klebrigen enthält Nottebohms Sammlung u. A. eine Reihe sehr interessanter Auszüge aus Briefen der Wittwe und Schwester Mozarts an Breitkopf und Härtel, in deren Besitz sich auch die Vorlagen zu dem hier Veröffentlichten befinden. Das Ganze ist dem Material entnommen, welches Friedrich Rochlitz für die von ihm beabsichtigte Biographie Mozarts aus den Händen der Wittwe und Schwester des unsterblichen Tonmeisters seiner Zeit erhalten hatte. — Die Arbeit Nottebohms als Herausgeber ist mit der an dem bewährten Manne geschätzten Sauberkeit und Gründlichkeit gethan: sie wie
die Ausstattung des Buches verdient alles Lob.
G. I. Bogrotv. Memoiren eines Juden. Zwei Theile. Aus dem Russischen übersetzt von M. Ascharin. 8. 1772 S. Petersburg, 1880,
A. E. Landau. -15.9 —
Ein sehr originelles Buch, welches nicht verfehlen wird Aufmerksamkeit zu erregen und. dem Verfasser Theilnahme zuzuwenden. Es ist ein werthvoller Beitrag nicht nur zur Culturgeschichte der Juden, sondern auch zu der Rußlands und seiner halbasiatischen Zustände, von denen man ein anscheinend sehr treues Bild gewinnt. Alle Mittheilungen des Verfassers machen den Eindruck des Selbsterlebten, der Unmittelbarkeit, und darin beruht zu einem nicht geringen Theil die oft ergreifende Wirkung des Buches, lieber seine Absichten und Ziele
äußert sich der Verfasser ungefähr mit folgenden Worten:
„Ich zähle bereits vierzig Jahre. Mein Leben ist nicht voll von jenen romantischen Abenteuern, bei welchen es den Leser heiß und kalt überläuft. Im Geg enthei l, es ist sehr einfach und bescheiden, lind doch, besäße ich die Gabe eines guten Erzählers, cs konnte, wenn auch nicht bei jedem, so doch im jüdischen, lesenden Publicum Theilnahme erwecken. Wie ein Tropfen Wasser dem bewaffneten Auge des Naturforschers eine ganze Welt voll Leben enthält, so birgt auch der enge Pfad, auf dem ich die Blüthezeit meines wechsel- vollen Lebens durchwandelt, die bcmcrkens- werthesten Seiten des öffentlichen, religiösen und ökonomischen Lebens der Juden in den letzten vier Jahrzehnten, mit seinen directen und indirecten Einflüssen auf das Dasein jedes einzelnen Juden. Wenn es mir gelänge, alles das, was ich im Laufe der Jahre gesehen und erfahren, in die entsprechenden Worte zu kleiden, so würden meine Glaubensbrüdcr deutlich den eigenthümlichen Alp erkennen, welcher so schwer auf dem Geiste unseres Volkes geruht, — jenen Alp, unter dessen lähmendem Druck sich die gequälte Brust nicht einmal durch einen Schrei Erleichterung zu schassen vermochte. Aber ich wiederhole: ich halte diesen meinen Versuch für den ersten, vielleicht schwachen Schritt auf dem Wege der Selbstcrkennt- niß, welcher die Juden einem neuen, der vernünftigen Natur des Menschen entsprechenden Leben entgegenführen soll". DieUebersetzung könnte besser sein. Die Ausstattung ist — für ein im Ausland gedrucktes, deutsches Buch — angemessen.
Martin Greif. Prinz Eugen. Vaterländisches Schauspiel in 5 Akten. 12. 128 S- u. 4 S. Nachtrag. Cassel, 1880, Theodor Kay.
Die zierliche Buchausgabe des kürzlich im Wiener Burgtheater mit großem Erfolge zur erstcu Aufführung gelangten dramatischen Werkes eines unserer anerkanntesten Lyriker.
Redigirt unter Verantwortlichkeit des Herausgebers. Druck und Verlag von 5. Schottlaender in Breslau.
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