Issue 
(1880) 39
Page
429
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Nord und Süd.

§29

InHa mm erst ein" wird eine Episode aus der Zeit der Kämpfe zwischen Heinrich IV. und seinem Sohne behandelt. Die unvergängliche Schönheit der Rhein­landschaft bildet den leuchtenden Hinter­grund für die aus freundlichen Anfängen zu düster-tragischem Ausgange sich ent­wickelnde Handlung. Der ewige Reiz des deutschen Stroms hat es auch dem Kinde seiner Ufer angethan: wo es seinem Preise gilt, wo das Lied, wie es an seinen Gestaden wohnt und wächst, zu tönen anfängt, dort findet die Dichterin ihre schönsten, nicht selten hinreißenden Wirkungen. Sprache und Rhythmen fordern dort zum Singen, fordern den Componisten auf. Die Lieder erinnern die schönen frühlingsfrischcn Gesänge aus anWaldmeisters Brautfahrt". Hier zwei Proben, zuvörderst das Werbelied des Sängers:

Es rieselt im Rheine,

Es wiegt in den Wellen,

Vom Riedgras zum Steine Ein Plätschern, ein Quellen.

Es lachte die Schöne Vom Felsen so heiter Nun wirbeln die Töne Die Wellen schon weiter.

Die Glocken die tragen Es weit durch die Gauen Und singen und sagen Die Lust meiner Frauen.

Es ahnt nicht die Traute Mein liebend Verlangen,

Nun hat meine Laute Ihr Lachen gefangen!

Und hier ein anderes:

Durch den Wald, durch den Wald kam ein

fröhlich Lied

Auf luftigen Schwingen gezogen,

Wie der Westwind säuselnd durch Buch­wald zieht

Jst's um die Harfe geflogen,

Die singt es weiter, dem grünen Rhein, Drum wissen's die Bäume, die Vögelein, Die ewig flüsternden Wogen.

Durch den Wald, durch den Wald zog

die Liebe dahin,

Das war ein Knospen, ein Schwellen,

Es weckte die Vöglein die Sängerin,

Sie küßte die Blumen, die Quellen,

Die sangen und sagten's dem grünen Rhein, Drum wissen's die Bäume, der Sonnenschein, Die heimlich flüsternden Wellen.

Durch den Wald, durch den Wald kam der

Sturm daher,

Hat Lied und Liebe gefangen,

Er trug sie fort auf das weite Meer,

Im Hain ist's Blühen vergangen,

Nun wartet träumend der tiefe Rhein, Es harren die Harfe, die Vögelein Und flüstern von Sehnen, Verlangen.

Das sind echte Aeußerungen starken lyrischen Empfindens.

Rudolf Goecke, das Großherzogthnm Berg unter Joachim Murat, Napoleon I. u. Louis Napoleon 18061813. Ein

Beitrag zur Geschichte der französischen Fremdherrschaft auf dem rechten Rhein­ufer. Meist nach den Acten des Düssel­dorfer Staatsarchivs. Köln, 1880. Du Mont-Schauberg.

Die Quellen in Betreff der Zeit der französischen Fremdherrschaft in Deutsch­land fließen nicht reichlich. Einzelne deutsche Regierungen, welche sich in jenen unglücklichen Zeiten über die Grenzen der Nothwendigkeit hinaus compromittirt, haben sich sogar bemüht, das Material der Kenntnißnahme nach Möglichkeit zu entziehen. Um so dankenswertster ist eine so fleißige, gewissenhafte und erschöpfende Arbeit, wie die obige. Sie giebt uns ein vollständiges und anschauliches Bild aus der Franzosenzeit. Einzelne Züge darans habe ich in meiner culturhistorischen Er­zählungNur ein Schneider" (inNord und Süd" 1879, Octvber bis December) verwerthet. Ich halte mich deshalb um so mehr verpflichtet, aus dieses schätzbare Buch aufmerksam zu machen, da eine Erwähnung desselben mir in, dem Munde meines Schneiders nicht pasiend erschien,

X. U..

MozartiaiM. Von Mozart herrührende und ihn betreffende, zum großen Theil noch nicht veröffentlichte Schrift­stücke. Nach aufgefundenen Hand­schriften herausgegeben von Gustav Nottebohm. 8. XII und 139 S. Leipzig, 1880, Breitkopf und Härtel.

Den für das große Publikum werth­vollsten Bestandtheil der Veröffentlichung, bilden zweiundvierzig bisher ungedruckte Briefe Mozarts; fünfundzwanzig sind an seine Frau, fünfzehn an Puschberg und zwei an'sBäsle" gerichtet. Die Mehr­zahl von diesen Briefen athmet jenen liebenswürdigen Humor, jene fast kindliche Herzlichkeit und Ursprünglichkeit der Em-