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Weber Land und Meer.
Schleswig-Holstein und Norddeutschland fand, konnte man als einen nennenswerten Fortschritt betrachten. Es bestand darin, daß man statt der breiten und flachen Satten schmälere und bedeutend tiesere Gesäße aus verzinntem Eisenblech benutzte und die zur Aufrahmung bestimmte Milch in diesen in mit kaltein Wasser oder Eis gefüllte Behälter gestellt wurde. Die dadurch hervorgerufene Temperaturherabsetzung förderte die Ausscheidung des Rahmes ganz erheblich, so daß die Dauer des Verfahrens wesentlich verkürzt wurde und das erzielte Produkt sich auch durchweg von etwas feinerer Beschaffenheit erwies als nach dem alten Sattenverfahren.
Eine totale Umwälzung des Molkereibetriebes brachte erst die allerdings schon früher versuchte, aber bis dahin noch immer mißlungene Verwirklichung des Gedankens, durch die Zentrifugalkraft eine schnelle und vollständige Trennung des Rahmes von der Milch zu bewirken. Im
Ein hohes Verdienst an dieser schnellen und großartigen Entwicklung des Molkereiwesens gebührt unstreitig dem Vereins- und Genossenschaftswesen, indem dieses sich that- sächlich zum Träger der ganzen Neformbewegnng geinacht. Zuerst und in großem Umfangs entstanden in Schleswig- Holstein, dann auch namentlich in den Provinzen Hannover, Ost- und Westpreußen, Pommern, Westfalen und mehr oder weniger in fast allen Teilen Deutschlands Genossenschafts- und Sammelmolkereien, deren Gesamtzahl inan zurzeit mit mehreren Tausend kaum zu hoch veranschlagen würde.
Nachdem wir diese allgemeinen Bemerkungen voraus- geschickt, soll es nunmehr unsre Aufgabe sein, den modernen Molkereibetrieb eingehender zu schildern. Wir haben zu dem Zwecke eine der größten und besteingerichteten Molkereien Norddeutschlands — die Anlagen der Molkereigenossenschaft Uelzen, Provinz Hannover — besucht und
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Maschinenraum.
Jahre 1876 gelang es dem bekannten Ingenieur Lefeldt, dieses große Problem zu lösen und die erste Milchzentrifugen zu bauen. Doch hasteten derselben noch mancherlei Mängel an, deren Beseitigung erst nach und nach möglich wurde. So gelang es dem Schweden de Laval zuerst, die Milchzentrifuge kontinuierlich arbeiten zu lassen, und damit erst war das größte Hindernis ihrer allgemeinen Einführung beseitigt. Weitere bedeutende Verbesserungen an dieser für die gesamte Milchwirtschaft epochemachenden Erfindung, sowie an andern wichtigen Hilfsmitteln und Einrichtungen des Molkereibetriebes haben dann das Ihre dazu beigetragen, denselben auf die jetzige Höhe zu bringen. Wo nicht etwa ein allgemeiner Milchversand nach größeren Städten oder Jndustriebezirken stattsindet, dürfte es heute kaum noch ein Dorf oder ein größeres Gut geben, das nicht seine eignen, durch Dampfkraft oder elektrische Energie getriebenen Milchentrahmungsmaschinen besäße oder an einem mit denselben ausgestatteten Molkereibetriebe in der Nachbarschaft beteiligt wäre.
an Ort und Stelle die großartigen Einrichtungen eines auf der Höhe der Zeit stehenden Molkereibetriebes kennen gelernt. Unser Bericht wird sich daher im weiteren auf die Wiedergabe der hier empfangenen Eindrücke beschränken.
Bei dem Eintritt in die Betriebsräume berührt man zunächst den Raum, wo die Annahme der Vollmilch stattfindet. In einem Betriebe von dem Umfange des in Rede stehenden, wo das täglich zur Anlieferung gelangende Milchguantnm 16—20 000 Äter beträgt, sind natürlich alle Einrichtungen getroffen, die Entgegennahme der von mehreren hundert Guts- und Bauernhöfen täglich angelieferten Milch möglichst zu vereinfachen.
Die Anlieferung der Milch geschieht in früher Morgenstunde. Ab- und zufahrend drängen sich dann mächtige, milchbeschwerte Rollwagen an der in einer Ausdehnung von über 30 Metern am Hauptbetriebsgebäude sich hin- ziehenden steinernen Rampe. In den Annahmeraum gebracht, wird die Milchmenge gleich gemessen und ordnungsmäßig gebucht, sodann geseiht (filtriert) und nun zunächst.