Die Frage, wie mit den Stressoren umgegangen wird, läßt sich mit den neueren Ergebnissen der Bewältigungsforschung beantworten. Unter dem Begriff des Coping werden Aktivitäten des Individuums verstanden, die externalen oder internalen Forderungen, die als potentielle Bedrohung, Verletzung oder Leid wahrgenommen werden können, zu meistern, zu tolerieren oder zu minimieren(Lazarus& Folkman 1984, Folkman& Lazarus 1985).
Über die Stellung des Coping im Prozeß der Selbstregulation werden unterschiedliche Auffassungen vertreten. Aspinwall und Taylor(1997) differenzieren zwischen dem Coping belastender Lebensereignisse, dem antizipatorischen Coping hinsichtlich der belastenden Konsequenzen eines bevorstehenden Ereignisses und dem proaktiven Coping. Letzteres umfaßt die Prozesse, mit denen Individuen potentielle Stressoren antizipieren oder entdecken, und Handlungen, ihr Auftreten zu verhindern oder ihre Wirkung zu dämpfen. Die bisherige Copingforschung habe sich nach Auffassung der Autoren primär mit Anstrengungen befaßt, Probleme zu lösen oder emotionale Reaktionen zu regulieren, wenn belastende Ereignisse wie schwere Krankheiten, finanzielle Belastungen, Nichtbestehen von Prüfungen u.a.m. bereits eingetreten sind. Für den Erhalt von Gesundheit und Wohlbefinden sei es aber noch wichtiger, negative Ereignisse, mögliche Bedrohungen und Belastungen vorherzusehen und durch entsprechende Aktivitäten zu verhindern. Proaktives Coping ist daher immer aktives Coping. Es schließt die Akkumulation von Ressourcen, die Erkennung potentieller Stressoren und ihre Bewertung, Copingaktivitäten wie‘ die Handlungsplanung sowie die Suche nach Informationen und schließlich die Initiierung und Nutzung von Feedback über die Wirkung der Copingaktivitäten ein.
Verbunden mit der unterschiedlichen Funktionsbestimmung des Coping im Prozeß der Selbstregulation werden auch unterschiedliche Auffassungen zu den Bewältigungsdimensionen vertreten. Einige Ansätze nehmen eine zweidimensionale, andere eine mehrdimensionale Struktur an.
Compas et al.(1988) sowie Lazarus und Folkman(1984) differenzieren zwischen problemorientiertem und emotionsorientiertem Coping. Problemorientiertes Coping ist darauf gerichtet, Probleme zu lösen. bzw. das Niveau der Streßwirkung zu verändern. Emotionsorientiertes Coping versucht dagegen, den emotionalen Disstress, der mit einer Problemsituation verbunden ist, zu reduzieren.
Ein anderer Ansatz(Billings& Moos 1981, Ebata& Moos 1991) unterscheidet zwischen aktivem Coping(active approach) und passivem Coping(avoidance approach). Aktives Coping ist auf das Problem gerichtet und kann sowohl kognitive Reflexion als auch Verhalten umfassen, welches versucht, die Problemsituation zu verstehen und den Stressor zu verändern. Passive oder meidende Reaktionen auf eine Problemsituation enthalten kognitive oder Verhaltensanstrengungen, nicht über die Problemsituation oder ihre Konsequenzen nachzudenken bzw. sie zu akzeptieren und zu resignieren. Spannungen, die der Stressor erzeugt, werden offen gezeigt und abreagiert.
Seiffge-Krenke(1989, 1995) unterscheidet auf Grund ihrer Studien an verschiedenen europäischen Stichproben drei Copingdimensionen:“Aktive Bewältigung unter Nutzung sozialer Ressourcen”,“Internale Bewältigung” und“Rückzug oder Problemmeidung”. Aktive Bewältigung unter Nutzung sozialer Ressourcen schließt Gespräche wie auch problemlösendes Handeln mit Eltern und Freunden sowie die Inanspruchnahme von Institutionen ein. Internale Bewältigung umfaßt kognitive Reflexionen, die sowohl eine Problemlösung wie auch eine Umbewertung der Situation, das Finden von Kompromissen wie auch das Akzeptieren der Situation einschließen. Davon abgegrenzt beinhaltet die