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Jugendliche in der Epoche gesellschaftlicher Veränderungen : Problemwahrnehmung und -bewältigung bei jugendlichen Schülern in Potsdam und St. Petersburg / Hrsg.: Universität Potsdam, Institut für Psychologie, Professur Didaktik der Psychologie/Pädagogische Psychologie; Russische Staatliche Pädagogische Universität "A. I. Herzen" St. Petersburg, Psychologisch-Pädagogische Fakultät [Red.: Bärbel Kirsch ; Ludmilla Regusch]
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Problemmeidung sowohl das Zeigen und Abreagieren von Spannungen, die Ablenkung von der Streßsituation, die Verdrängung sowie die Dämpfung von emotionalen Disstress.

Ayers et al.(1996) differenzieren auf Grund ihrer Studien mit Schülern im mittleren Schulalter zwischen vier Copingdimensionen: Aktive Bewältigung, Ablenkung, Meidung und Suche nach Unterstützung. Aktive Bewältigungsstrategien sind Anstrengungen, die auf das Verstehen der Problemsituation, die Umstrukturierung der Problemsituation, die kognitive Entscheidungsfindung wie auch direktes Problemlösen gerichtet sind. Dagegen umfassen Ablenkungsstrategien sowohl Ablenkungshandlungen wie auch die physische Regulierung von Emotionen. Problemmeidende Strategien sind einerseits solche der kognitiven Meidung und andererseits auch Meidungshandlungen. Schließlich sind die Strategien der Suche nach Unterstützung darauf gerichtet, problemorientierte Unterstützung(Informationen, Handlungen) wie auch emotionale Unterstützung zu erhalten.

Die Entscheidung darüber, welche Copingdimensionen für das Jugendalter angemessen sind und wie sie zu operationalisieren sind, ist beim gegenwärtigen Stand der Forschung schwierig. Zwei Dimensionen erscheinen als zu wenig, um Beziehungen zwischen Coping und Maßen der Adaptation aufzudecken(Ayers et al. 1996, Aspinwall und Taylor 1997). Ein multidimensionaler Ansatz der Dimensionierung von Copingstrategien, der mittels konfirmatorischer Faktorenanalysen empirisch geprüft wurde, erscheint sinnvoller. Dieser ermöglicht es auch, Beziehungen zwischen Coping und Maßen der Adaptation auf eine konsistente Weise aufzudecken.

Coping wird einerseits situationsspezifisch(Band& Weisz 1988, Lazarus und Folkman 1984, Seiffge-Krenke 1989, Brodzinsky et al. 1992, Ebata& Moos 1991, Frydenberg& Lewis 1996) und andererseits durch Aggregation über verschiedene Stressoren erfaßt(Epstein 1983). Lediglich in einer Studie(Carver et al. 1989) wurden direkte Vergleiche zwischen Copingstilen und Ssituationsspezifischem Coping angestellt. Die Ergebnisse(mittlere Korrelationen um.29) bestätigten die Relationen zwischen stabilen dispositionalen Variablen und Coping in spezifischen Situationen(Kliewer 1991, Terry 1994).

Ayers et al.(1996) konnten in ihrer Studie die gleichen Copingdimensionen sowohl für situationsspezifisches Coping als auch situationsübergreifend nachweisen. Für die Erfassung von Copingstrategien im Jugendalter scheint es sinnvoll zu sein, für unterschiedliche Typen relevanter Problemsituationen, z.B. Leistungssituationen, soziale Konflikte u.a.m. Copingstrategien zu erfragen. Über die Aggregation der gewählten Copingstrategien in den unterschiedlichen Situationen können dann Copingstile erfaßt und diese in Relation zu Maßen der Adaptation(Gesundheit, Wohlbefinden) gesetzt werden.

Untersuchungen zur Ausprägung von Copingstrategien und Copingstilen im Jugendalter, zu Alters- und Geschlechtsunterschieden sowie zu den Veränderungen des Copings mit dem Alter sind bisher selten durchgeführt worden. Seiffge-Krenke(1995) verglich 12-18jährige Schüler hinsichtlich der Ausprägung der drei CopingdimensionenBewältigung unter Nutzung sozialer Ressourcen,Internale Bewältigung undProblemmeidung. Sie fand, daß weibliche Jugendliche aktiver und stärker bemüht waren, Probleme zu lösen. Sie nutzten dafür häufiger als männliche Jugendliche die soziale Interaktion und neigten auch stärker zur Kompromißbildung. Gleichzeitig war auch das Rückzugsverhalten der weiblichen Jugendlichen stärker als das der männlichen ausgeprägt, so daß ihr Coping mehr durch Ambivalenz gekennzeichnet war als das der männlichen Jugendlichen. Jüngere Jugendliche wählten häufiger als ältere problemmeidende Strategien. Mit dem Alter wurden internale Strategien häufiger gewählt, während Strategien der Bewältigung unter Nutzung sozialer