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Jugendliche in der Epoche gesellschaftlicher Veränderungen : Problemwahrnehmung und -bewältigung bei jugendlichen Schülern in Potsdam und St. Petersburg / Hrsg.: Universität Potsdam, Institut für Psychologie, Professur Didaktik der Psychologie/Pädagogische Psychologie; Russische Staatliche Pädagogische Universität "A. I. Herzen" St. Petersburg, Psychologisch-Pädagogische Fakultät [Red.: Bärbel Kirsch ; Ludmilla Regusch]
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Schließlich sei auf die Unterschiede in der Wahl von Strategien derPhysischen Regulierung von Streß hingewiesen. Diese Strategien wurden von den Gymnasiasten häufiger gewählt(M = 1,97) als von den Gesamtschülern(M= 1,48; F(1,466)= 11,83; p= 0,001). Jungen wählten diese Strategien seltener(M= 1,38) als Mädchen(M= 2,01; F(1,466)= 19,42, p= 0,000).

Die Ergebnisse zeigen, daß große Unterschiede in der Wahl von Copingmodi zum Zeitpunkt 1992 bestanden. Die Tatsache, daß die Gymnasiasten einerseits die aktiven Problembewältigungsstrategien(Probleme ansprechen, Kognitives Durchspielen von Lösungen, Soziale Unterstützung einholen) häufiger als Gesamtschüler wählten und andererseits auch Streß häufiger physisch abreagierten als Gesamtschüler kann darin begründet sein, daß sie einerseits über die besseren internalen und sozialen Ressourcen zur Problembewältigung verfügten und andererseits ihr Verhalten weniger kontrolliert war. Männliche Jugendliche wählten weniger als weibliche JugendlicheSoziale Unterstützung, was darın begründet sein kann, daß es alsunmännlich gilt, Probleme einzugestehen und um Unterstützung zu bitten. Daß die jüngeren Jugendlichen Probleme häufiger mieden als ältere, kann seine Gründe in den noch geringeren kognitiven und sozialen Kompetenzen der Jüngeren Jugendlichen haben.

2.2.3 Das Selbstkonzept 1992

Das Selbstkonzept wird zumeist als hierarchisch strukturiertes, mehrgliedriges Konzept gefaßt (Marsh 1986, Deusinger 1986, Shavelson et al. 1976, Campbell et al. 1996). Neben Eigenschaften, Rollen, Werten und Zielen als strukturelle Merkmale werden auch evaluative Merkmale, z.B. der Selbstwert, dem Selbstkonzept zugeordnet. Im Jugendalter als einer Phase der Entwicklung einer eigenständigen Identität findet die Auseinandersetzung mit der eigenen Person, mit Werten, Zielen und Eigenschaften verstärkt statt. Das Selbstkonzept wird zunehmend differenziert und strukturiert. Neben bereichsspezifischer Selbsteinschätzung, z.B. gut in Mathematik sein wird zunehmend auch ein generalisiertes Selbstkonzept entwickelt. Deusinger(1986) unterscheidet bei den von ihr entwickelten Frankfurter Selbstkonzeptskalen (FSKN) 10 Dimensionen des Selbstkonzepts und auf einer höheren Ebene das kognitive und soziale Selbstkonzept, den Selbstwert und die Sensibilität.

Bisher wurden in der Jugendforschung(Jerusalem& Schwarzer 1989, Kabat vel Job et al. 1995, Rinker& Schwarz 1996) lediglich einzelne Selbstkonzeptskalen wie die Skalen zum Selbstwert und zurKompetenzerwartung eingesetzt. Forschungserfahrungen mit den Frankfurter Selbstkonzeptskalen als Ganze im Jugendalter wurden bisher nicht mitgeteilt. Betrachtet man die Ausprägung der Selbstkonzeptskalen zum Zeitpunkt 1992, so ergibt sich folgendes Bild. Die Jugendlichen schätzten sich als relativ sensibel ein. Aussagen wieIch bin zu empfindlich,Meine Gefühle sind leicht verletzbar werden weniger stark abgelehnt. Sie waren auch der Meinung, daß sie im Umgang mit anderen Menschen(z.B.Ich bin ziemlich scheu und unsicher im Kontakt mit anderen Menschen) wenig sicher auftreten. Demgegenüber schätzten sie ihre kognitive Kompetenz(Leistungsfähigkeit und Problembewältigungskompetenz) relativ hoch ein. Die Einschätzung der Selbstbehauptung und in der negativen Polung des Konformitätsstrebens(z.B.Ich richte mich in meinem Leben zu sehr nach den Auffassungen anderer) fällt niedriger aus als die der kognitiven Kompetenz. Etwas höher wird der Selbstwert(Selbstzufriedenheit und Selbstachtung) eingeschätzt. Am höchsten wird die Wertschätzung durch andere(z.B.Ich fühle mich von meiner Familie geliebt) beurteilt.

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