Selbstkonzept 1992
Sensibilität
Umgangsfähigkeit Leistungsfähigkeit Verhaltenssicherhei Selbstbehauptungt: Konformitätsstreben Problembewältigungskompeten Selbstzufriedenheit Selbstachtung|
Wertschätzung durch andere
3 3,9 4 4,5 5 5:5 6 mittlere Schätzwerte(1..6)
Abb. 6: Die Ausprägung der Selbstkonzeptskalen bei Potsdamer Jugendlichen (Querschnitt 1992)
Warum sich die Jugendlichen relativ sensibel und unsicher im Umgang mit anderen Menschen einschätzten, kann gegenwärtig nicht eindeutig erklärt werden. Vergleichsdaten aus anderen Untersuchungen fehlen. Eine mögliche Erklärung wäre, daß diese Daten eine Verunsicherung der Jugendlichen infolge der notwendigen Anpassungen an neue schulische Bedingungen reflektieren. Dies würde mit den Befunden zur Problemwahrnehmung in diesem Bereich übereinstimmen. Hier wurden ja die mit dem Schulwechsel verbundenen Probleme (neue Lehrer und Mitschüler, neue Unterrichtsinhalte und Lernanforderungen) als besonders zutreffend wahrgenommen. Andererseits könnten die Selbsteinschätzungen der Jugendlichen auch eine generelle Verletzlichkeit angesichts der radikalen gesellschaftlichen Veränderungen ausdrücken. Als Pendant zu dieser relativ geringen Robustheit können die hohen Werte in der wahrgenommenen Akzeptanz durch die Familie angesehen werden. Die hohe wahrgenommene Akzeptanz durch die Familie kann darauf zurückzuführen sein, daß die Familie besonders in Zeiten des Umbruchs für die Jugendlichen als Ort der Sicherheit und der emotionalen Geborgenheit fungiert hat. Betrachtet man die Einschätzungen der kognitiven Kompetenz, der Standfestigkeit und des Selbstwertes, so kann man von einem positiven Selbstkonzept der Potsdamer Jugendlichen sprechen.
Unterschiede in der Ausprägung des Selbstkonzepts werden bei Deusinger(1986), Campbell (1995), Campbell et al.(1996) beschrieben. So sind der Selbstwert und die Problembewältigungskompetenz von weiblichen Jugendlichen entgegen ihrer Schulleistungen niedriger ausgeprägt als von männlichen. Auch die schulischen Sozialisationsbedingungen beeinflussen die Selbsteinschätzungen der Jugendlichen(Rinker& Schwarz 1996, Jülisch und Sydow 1996). Gymnasiasten schätzen ihren Selbstwert und ihre Kompetenzerwartung höher ein als Schüler von Gesamtschulen. Das Selbstkonzept variiert zudem mit dem Alter. Jüngere Jugendliche haben einen niedrigeren Selbstwert und niedrigere Kompetenzerwartungen als ältere(Rinker und Schwarz 1996, Jülisch und Sydow 1996, Wagner und Sydow 1996). Dies ist zum einen auf die körperlichen Veränderungen zu Beginn der Pubertät zurückzuführen, die bei den 12-13jährigen zu einer Verunsicherung bezüglich des Aussehens und damit
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