ındividuellen Veränderungen zwischen Gymnasiasten und Gesamtschülern sowie zwischen männlichen und weiblichen Jugendlichen zu rechnen.
Auch im Selbstkonzept unterschieden sich die Jugendlichen erheblich. Gymnasiasten schätzten sich besser als Gesamtschüler, männliche Jugendliche besser als weibliche und ältere Jugendliche besser als jüngere ein. Es ist für den Längsschnittvergleich zu erwarten, daß die Jugendlichen mit zunehmendem Alter ihr Selbstkonzept höher einschätzen. Auch werden Unterschiede in den individuellen Veränderungen zwischen männlichen und weiblichen Jugendlichen sowie Gymnasiasten und Gesamtschülern zu erwarten sein.
2.3 Veränderungen in der Problemwahrnehmung, in der Wahl von Copingmodi sowie im Selbstkonzept mit dem Alter- Längsschnittanalyse
2.3.1 Veränderungen in der Problemwahrnehmung mit dem Alter
Ursachen für Veränderungen in der Wahrnehmung alltäglicher Probleme durch die Jugendlichen können zum einen in der psycho-physischen Entwicklung des Jugendlichen selbst gesehen werden und zum anderen in veränderten Bedingungen und Anforderungen der Umwelt. So können mit zunehmendem Alter heterosexuelle Beziehungen wichtig werden und daraus Probleme entstehen, z.B. der Eifersucht oder der Konkurrenz mit anderen Entwicklungsaufgaben. Auch verändern sich mit dem Alter die Anforderungen an die Jugendlichen. Sie müssen sich Schulabschlußprüfungen stellen, die Entscheidung über den zukünftigen Beruf treffen, sich politisch in die Gesellschaft einordnen u.a.m. Mit der Übernahme neuer Entwicklungsaufgaben entstehen für die Jugendlichen u.U. Probleme, für deren Lösung sie erst Kompetenzen entwickeln müssen. Es wäre daher zu erwarten, daß die Jugendlichen mit zunehmendem Alter mehr alltägliche Probleme zu bewältigen haben. Andererseits werden mit zunehmendem Alter auch manche Probleme geringer. So nehmen beispielsweise die Konflikte mit den Eltern in dem Maße ab, wie der Jugendliche als kompetenter Partner akzeptiert wird. Auch basieren die Beziehungen zu Gleichaltrigen mit zunehmendem Alter eher auf wechselseitiger Akzeptanz. Dies alles spricht dafür, daß sich in den einzelnen Lebensbereichen mit dem Alter unterschiedliche Entwicklungen vollziehen, die sowohl eine Zunahme der wahrgenommenen Probleme als auch eine Abnahme einschließen können. Außerdem können die altersbezogenen Veränderungen geschlechtsspezifisch sein und auch in Abhängigkeit von der schulischen Sozialisation variieren. So können weibliche Jugendliche früher mit Problemen, die aus heterosexuellen Beziehungen resultieren, konfrontiert werden als männliche Jugendliche. Gymnasiasten werden möglicherweise schon früher als Gesamtschüler Erfahrungen mit schulischem Leistungsdruck machen.
Die bisherigen Annahmen wurden unter der Voraussetzung formuliert, daß sich die Jugendlichen unter stabilen gesellschaftlichen Kontextbedingungen entwickeln. Dies jedoch traf für die Situation in Ostdeutschland nach der Vereinigung nicht zu. Die gesellschaftlichen Veränderungen vollzogen sich in einem Zeitraum von mehreren Jahren und die Lebenssituation der Jugendlichen und ihrer Familien veränderte sich in diesem Zeitraum ebenfalls nicht unerheblich. Neben einer Verbesserung der Lebenssituation für einen Teil der Jugendlichen mußten viele auch eine Verschlechterung hinnehmen. Es ist möglich, daß die Veränderungen in den Kontextbedingungen die Problemwahrnehmung der Jugendlichen beeinflußt haben können. Die Prüfung der Hypothesen über die Veränderungen in der Problemwahrnehmung mit dem Alter erfolgte mittels multivariater Varianzanalysen mit Meßwiederholung(MANOVA), in welche die Variablen Schulart, Geschlecht und Zeit(drei Zeitpunkte) als unabhängige und die Skalen der Problemwahrnehmung als abhängige
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