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Jugendliche in der Epoche gesellschaftlicher Veränderungen : Problemwahrnehmung und -bewältigung bei jugendlichen Schülern in Potsdam und St. Petersburg / Hrsg.: Universität Potsdam, Institut für Psychologie, Professur Didaktik der Psychologie/Pädagogische Psychologie; Russische Staatliche Pädagogische Universität "A. I. Herzen" St. Petersburg, Psychologisch-Pädagogische Fakultät [Red.: Bärbel Kirsch ; Ludmilla Regusch]
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Die CopingstrategieIch versuche, mit Freunden meine Probleme gemeinsam zu lösen wurde mit zunehmendem Alter seltener gewählt(F(2,102)= 7,56, p= 0,001). Auch hier traten keine Unterschiede in den individuellen Veränderungen zwischen Gymnasiasten und Gesamtschülern(F( 2,102)= 1,92; p= 0,151) sowie männlichen und weiblichen Jugendlichen auf(F(2,102)= 2,47; p= 0,090).

Faßt man die Veränderungen in den Copingmodi und-strategien mit dem Alter zusammen, so ergab sich folgendes Bild. In der jüngeren Längsschnittstichprobe war auf der Ebene der drei Copingmodi eine geringe Zunahme derInternalen Bewältigung und eine geringe Verringerung derBewältigung mit sozialer Unterstützung festzustellen. Bei den sechs Copingmodi war eine geringe Zunahme der CopingmodiProbleme ansprechen und Kognitive Entscheidung über Lösungsmöglichkeiten sowie derphysischen Regulierung von Streß festzustellen. Auf der Ebene der einzelnen Copingstrategien war eine Zunahme der StrategieProbleme vergessen mit Alkohol und Drogen sowieStreß abreagieren durch Tanzen, Motorrad fahren etc. zu finden. Eine Entwicklung, der unbedingt Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte. Es geht um das Erlernen adäquater Strategien zur Bewältigung von Problemen, z.B. mit rational-kommunikativen Mitteln.

In der älteren Längsschnittstichprobe wurde auf der Ebene der drei Copingmodi eine Zunahme derInternalen Bewältigung und eine Abnahme derBewältigung mit sozialer Unterstützung registriert. Auf der Ebene der sechs Copingmodi war eine signifikante Zunahme derKognitiven Entscheidung über Lösungsmöglichkeiten festzustellen. Auf der Ebene der einzelnen Strategien wurde eine Zunahme in den Strategien der kognitiven Auseinandersetzung mit Problemen sowie der Kommunikation über Probleme festgestellt. Strategien derBewältigung mit sozialer Unterstützung wurden mit zunehmendem Alter seltener gewählt. Die Unterschiede in den individuellen Veränderungen zwischen männlichen und weiblichen Jugendlichen sowie Gymnasiasten und Gesamtschülern waren gering.

2.3.3 Veränderungen im Selbstkonzept mit dem Alter

Das Selbstkonzept ist eine der veränderungsintensivsten Variablen im Jugendalter. Jugendliche erfahren in den verschiedensten Lebensbereichen deutliche Veränderungen. Mit der körperlichen Entwicklung während der Pubertät verändert sich auch das Aussehen. Dieses kann den Selbstwert beeinflussen(Asendorpf& van Aken 1993, Harter 1995). Auch werden die schulischen Leistungsanforderungen höher und schulische Leistungen werden bedeutsamer für den Lebensweg. Verbessern sich die schulischen Leistungen, so kann dies zu einer positiven Veränderung des Selbstkonzeptes führen. Ist das Gegenteil der Fall, kann dies zumindest bei ostdeutschen Jugendlichen(vgl. Hannover 1995) das Selbstkonzeptes negativ beeinflussen. Schließlich verändern sich auch die Beziehungen der Jugendlichen zu ihren Eltern. Die Jugendlichen werden zunehmend als kompetente Partner akzeptiert, was auch ihr Selbstwertgefühl positiv beeinflussen kann. Sind die Beziehungen zu den Eltern konfliktreich und ist der familiäre Kontext wenig entwicklungsfördernd, dann kann dies das Selbstkonzept der Jugendlichen negativ beeinflussen. Schließlich verändern sich auch die Beziehungen zu Gleichaltrigen und Freunden in Richtung zunehmender Autonomie. Entsprechend seiner gewachsenen kognitiven und sozialen Kompetenz kann der Jugendliche eine Vielzahl neuer Rollen übernehmen, die ihm Erfahrungen eigener Wirksamkeit vermitteln und seinen Selbstwert bestärken. Macht der Jugendliche Erfahrungen der Ausgrenzung und findet er zu wenig Möglichkeiten, sein Wissen und seine Kompetenzen in befriedigenden Aktivitäten einzusetzen, So kann dies andererseits seinen Selbstwert und seine Selbstwirksamkeit negativ beeinflussen. Schließlich kann auch die Akzeptanz des Jugendlichen in der Gesellschaft, die Attribuierung von Fähigkeiten und sozial erwünschten Persönlichkeitsmerkmalen sein

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