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Jugendliche in der Epoche gesellschaftlicher Veränderungen : Problemwahrnehmung und -bewältigung bei jugendlichen Schülern in Potsdam und St. Petersburg / Hrsg.: Universität Potsdam, Institut für Psychologie, Professur Didaktik der Psychologie/Pädagogische Psychologie; Russische Staatliche Pädagogische Universität "A. I. Herzen" St. Petersburg, Psychologisch-Pädagogische Fakultät [Red.: Bärbel Kirsch ; Ludmilla Regusch]
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Mit dem Alter nahm auch die Verhaltenssicherheit zu(F(2,126)= 3,35, p= 0,038). Dies traf aber nur für. männliche Jugendliche zu, während bei den weiblichen Jugendlichen eine Verringerung der Verhaltenssicherheit von 1992 nach 1994 zu verzeichnen war(F(2,126)= 2,78, p= 0,066). Die Standfestigkeit gegenüber einer Gruppe und bedeutsamen anderen wurde 1994 höher eingeschätzt als 1992 und 1993(F(2,124)= 3,69, p= 0,028). Auch hier unterschieden sich die Verläufe von männlichen und weiblichen Jugendlichen. Während bei den männlichen Jugendlichen eine Zunahme der Selbstbehauptung registriert wurde, war bei den weiblichen Jugendlichen von 1992 nach 1993 eine Verringerung und von 1993 nach 1994 ein Anstieg in der Selbstbehauptung zu finden(F(2,124)= 2,52, p= 0,084). Schließlich wurde auch in der älteren Längsschnittstichprobe eine Zunahme ‚des Selbstwertes (Selbstachtung) von 1992 nach 1994 registriert(F(2,128)= 3,92, p= 0,022). Dies traf sowohl für männliche und weibliche als auch für Gymnasiasten und Gesamtschüler zu. Mit dem Alter veränderte sich auch die Einschätzung der Sensibilität(F(2,132)= 5,50; p= 0,005). Sowohl bei Gymnasiasten als auch Gesamtschülern, männlichen wie weiblichen Jugendlichen wurde von 1992 nach 1993 eine Zunahme der Sensibilität und von 1993 nach 1994 eine Abnahme registriert. In der Einschätzung der Umgangsfähigkeit(F(2,122)= 1,55; p= 0,216), der Wertschätzung durch andere(F(2,128)= 0,86; p= 0,425) sowie der Problembewältigungskompetenz(F(2,122)= 1,35; p= 0,264) wurden keine Veränderungen mit dem Alter festgestellt.

Die Ergebnisse zu den Veränderungen des Selbstkonzeptes mit dem Alter belegen, daß sich sowohl in der jüngeren als auch der älteren Längsschnittstichprobe positive Entwicklungen vollzogen haben. Die Jugendlichen sind emotional robuster geworden. Sie ordnen sich weniger Gruppenzwängen unter und schätzen sich mit zunehmendem Alter als leistungsfähiger und wertvoller ein.

Faßt man die Ergebnisse der Veränderungsmessung in den drei Bereichen Problemwahrnehmung,Copingstrategien undSelbstkonzept zusammen, so ergibt sich folgendes Bild: Als einziger Problembereich, in dem sich signifikante Veränderungen nachweisen ließen, stellte sich die Schule dar. Eine Abnahme der Probleme mit den allgemeinen Schulbedingungen und eine Zunahme der Probleme mit der Schulleistung waren mit zunehmendem Alter zu ‚registrieren. Es scheint so zu sein, daß die Problemwahrnehmungen der Jugendlichen die realen Veränderungen im Entwicklungskontext Schule abbilden. Tendenziell deutete sich auch eine Zunahme der Probleme mit den Eltern an. Unverändert bedeutend blieben trotz sich entwickelnder Kompetenz die Probleme mit der Zukunft. Dies kann damit erklärt werden, daß die Zukunftschancen der ostdeutschen Jugendlichen im Zeitraum 1992-1994 deutlich schlechter wurden, was sich in der Problemwahrnehmung der Jugendlichen widerspiegelt. In den anderen Bereichen des Selbst, der Beziehungen zu Gileichaltrigen und zum anderen Geschlecht ließen sich keine Veränderungen nachweisen.

Bei den Copingstrategien war mit zunehmendem Alter ein Anstieg in der Wahl internaler Strategien und eine Verringerung der Strategien der Nutzung sozialer Unterstützung festzustellen. Die meidenden Strategien wurden dagegen mit dem Alter unverändert selten gewählt. Die Veränderungen in der Wahl von Copingstrategien mit dem Alter waren insgesamt gering und die Unterschiede in den individuellen Veränderungen ebenfalls.

Die meisten Veränderungen mit dem Alter betrafen das Selbstkonzept. Hier wurde eine Zunahme der emotionalen Robustheit, eine Zunahme der Leistungsfähigkeit, der Verhaltenssicherheit, der Standfestigkeit gegenüber Gruppen und bedeutsamen anderen sowie eine Zunahme des Selbstwertes registriert.

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