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Jugendliche in der Epoche gesellschaftlicher Veränderungen : Problemwahrnehmung und -bewältigung bei jugendlichen Schülern in Potsdam und St. Petersburg / Hrsg.: Universität Potsdam, Institut für Psychologie, Professur Didaktik der Psychologie/Pädagogische Psychologie; Russische Staatliche Pädagogische Universität "A. I. Herzen" St. Petersburg, Psychologisch-Pädagogische Fakultät [Red.: Bärbel Kirsch ; Ludmilla Regusch]
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Rechnet man einfaktorielle Varianzanalysen mit der Clusterzugehörigkeit als unabhängiger und den Skalen der Problemwahrnehmung als abhängigen Variablen, so sind Unterschiede in der Problemwahrnehmung zwischen den Gruppen von Jugendlichen, die sich im Copingstil unterscheiden, zu finden.

Überraschenderweise war die Problemwahrnehmung von den Jugendlichen des Clusters 4 am höchsten ausgeprägt und nicht die des Clusters 1 mit der höchsten Ausprägung der problemmeidenden Strategien. Bei den Jugendlichen des Clusters 4 waren zwar auch die problemmeidenden Strategien mehr ausgeprägt als die aktiven, jedoch wurden von diesen Jugendlichen im Unterschied zu Cluster 1 die Strategien der Bewältigung mit sozialer Unterstützung bedeutend seltener als die internalen Strategien gewählt. Die Problemwahrnehmung der Jugendlichen, die soziale Unterstützung häufiger als die internale Bewältigung wählten(Cluster 1) fiel niedriger aus. An dritter Stelle folgten die Jugendlichen, bei denen alle Copingstrategien niedrig ausgeprägt waren(Cluster 2). Die niedrigste Problemwahrnehmung war bei den Jugendlichen zu finden, deren Copingstil aktiv war, d.h. die sowohl internale wie auch Strategien der Bewältigung mit sozialer Unterstützung häufiger wählten als problemmeidende Strategien(Cluster3). Die Unterschiede in der Problemwahrnehmung zwischen diesen vier Gruppen von Jugendlichen waren in den BereichenSelbst(F(3,174)= 8,18; p= 0,000) sowieSchulbedingungen(F(3,174)= 6,25; p= 0,0005) hoch signifikant. In den anderen Bereichen waren die Unterschiede in der Problemwahrnehmung zwischen den Clustern 3 und 4 ebenfalls signifikant(vgl. Abb. 18). Für die Erhebungszeitpunkte 1993 und 1994 ließen sich ähnliche Unterschiede in der Problemwahrnehmung zwischen Jugendlichen mit unterschiedlichen Copingstilen finden. Jedoch waren hier internale Bewältigung sowie Bewältigung mit sozialer Unterstützung gleichwertig bezüglich der Problemwahrnehmung.

2.5 Copingstile und Selbstkonzept

Der Umgang mit belastenden Situationen, ihre Bewältigung oder Nichtbewältigung variiert interindividuell sehr stark. In Copingtheorien wird deshalb dem_Selbstkonzept, Persönlichkeitseigenschaften und interpersonalen Skills als internale Ressourcen Einfluß auf die Art der Problembewältigung zugeschrieben(Roskies& Lazarus 1980). Seiffge-Krenke (1995) fand signifikante Zusammenhänge zwischen der Ausprägung von Depressivität und der Problemmeidung bei Jugendlichen. Für die vorliegende Untersuchung wäre deshalb zu erwarten, daß aktive Problembewältiger ein besseres Selbstkonzept als die problemmeidenden Jugendlichen haben. Bezogen auf die verschiedenen Cluster zum Zeitpunkt 1992 wird erwartet, daß die zum Cluster 3 zugeordneten Jugendlichen in den Selbstkonzeptvariablen die höchsten Werte haben und die dem Cluster 1 zugeordneten die niedrigsten. Die Mittelwerte der Cluster 2 und 4 sollten im mittleren Bereich liegen.

Zur Prüfung der Hypothesen wurden einfaktorielle Varianzanalysen mit der Variablen Clusterzugehörigkeit als unabhängiger und den Skalen des Selbstkonzepts als abhängigen Variablen gerechnet. Ebenso wie bei der Problemwahrnehmung konnten Unterschiede in der Ausprägung des Selbstkonzepts zwischen den Jugendlichen mit unterschiedlichen Copingstilen gefunden werden. Die Jugendlichen, die aktive Strategien häufiger als meidende wählten,(Cluster 3), hatten das höchste Selbstkonzept. Dann folgten die Jugendlichen von Cluster 2(alle Copingstrategien niedrig ausgeprägt) sowie von Cluster 1 (Problemmeidung höher als Bewältigung mit sozialer Unterstützung und internale Strategien). Das niedrigste Selbstkonzept hatten die Jugendlichen im Cluster 4(hohe Ausprägung der meidenden und internalen Strategien, niedrige Ausprägung der Bewältigung mit

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