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Jugendliche in der Epoche gesellschaftlicher Veränderungen : Problemwahrnehmung und -bewältigung bei jugendlichen Schülern in Potsdam und St. Petersburg / Hrsg.: Universität Potsdam, Institut für Psychologie, Professur Didaktik der Psychologie/Pädagogische Psychologie; Russische Staatliche Pädagogische Universität "A. I. Herzen" St. Petersburg, Psychologisch-Pädagogische Fakultät [Red.: Bärbel Kirsch ; Ludmilla Regusch]
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Verbalisierung von Problemen wie auch die Suche nach Unterstützung stärker ausgeprägt sind als die Problemmeidung.

Der problemmeidende Stil ist durch eine niedrige Ausprägung der beiden aktiven Bewältigungsformen sowie eine hohe Ausprägung des Problemmeidens gekennzeichnet. Dieser Bewältigungsstil ist zeitlich instabil. Er ist verbunden mit einer hohen Problemwahrnehmung und einem niedrigen Selbstkonzept. Der dritte hier gefundene Copingstil ist durch eine mittlere Ausprägung derInternalen Bewältigung sowie der Problemmeidung gekennzeichnet und eine niedrige Ausprägung derBewältigung mit sozialer Unterstützung. Diese Jugendlichen nehmen ebenfalls Probleme in hohem Maße wahr und verfügen über ein niedriges Selbstkonzept. Der vierte Copingstil ist durch eine niedrige Ausprägung aller drei Copingmodi gekennzeichnet. Die Ausprägungen der Problemwahrnehmung und des Selbstkonzepts lagen bei diesen Jugendlichen im mittleren Bereich. Die vier Bewältigungsstile konnten zu allen drei Zeitpunkten gefunden werden, jedoch war die Stabilität der Copingstile über einen Zeitraum von drei Jahren gering.

2.6 Die Prädiktion der Problemwahrnehmung durch Copingstrategien, Selbstkonzept und belastende Lebensereignisse

Daß Zusammenhänge zwischen der Problemwahrnehmung, den Copingstrategien sowie dem Selbstkonzept bestehen, wurde bereits im vorherigen Abschnitt dargestellt. Jene Jugendlichen nehmen alltägliche Probleme mehr wahr, die problemmeidende häufiger als aktive Copingstrategien wählen oder bei denen die Nutzung sozialer Unterstützung gegenüber den anderen Strategien sehr niedrig ausgeprägt ist. Sie verfügen auch über ein niedrigeres Selbstkonzept als die anderen Jugendlichen. Welche Gewichte Copingstrategien und Selbstkonzept bei der Prädiktion der Problemwahrnehmung haben, soll nun gefragt werden. Ferner sollen auch die belastenden Ereignisse als Prädiktorvariable einbezogen werden. Seiffge-Krenke(1995) fand eine Korrelation von.30 zwischen der Belastung mit non-normativen Stressoren und alltäglichen Stressoren. Die Jugendlichen nahmen alltägliche Probleme mehr wahr, die durch kritische Lebensereignisse stärker belastet waren als Jugendliche, deren Belastung geringer war. Die multiplen Regressionsanalysen mit den Variablen der Problemwahrnehmung als Kriteriumsvariablen und den Copingmodi, den Selbstkonzeptvariablen sowie den belastenden Lebensereignissen als Prädiktoren wurden bezogen auf den gleichen Erhebungszeitpunkt(1994) sowie zeitversetzt(von 1992 nach 1994 und von 1993 nach 1994) auf der Grundlage der Längsschnittdaten gerechnet. Alternativ wurden Regressionsmodelle unter Einbeziehung der drei Copingmodi sowie der sechs Copingmodi als Prädiktoren geprüft. Die multiplen Korrelationskoeffizienten fielen in beiden Regressionsmodellen annähernd gleich aus. Bezogen auf den gleichen Erhebungszeitpunkt konnte die Problemwahrnehmung in den einzelnen Bereichen unterschiedlich gut durch die CopingmodiKognitive Meidung,Soziale Unterstützung,Physische Regulierung von Streß sowieSorglosigkeit prädiktiert werden. Hingegen waren die aktiven Strategien Kognitives Durchspielen von Lösungsmöglichkeiten sowieProbleme ansprechen keine Prädiktoren der Problemwahrnehmung. Besonders hoch fielen die ß-Gewichte der Kognitiven Meidung für die ProblembereicheSelbst undAnderes Geschlecht, etwas geringer für die BereicheGleichaltrige undZukunft aus. Wer Probleme nicht in Angriff nimmt, hat letzten Endes mehr Probleme in den unterschiedlichsten Bereichen. Die belastenden Ereignisse waren in den BereichenEltern undGileichaltrige signifikante Prädiktoren. Dies ist plausibel, weil zu diesen solche kritischen Ereignisse wieTod eines Elternteils,Scheidung der Eltern,Arbeitslosigkeit der Eltern wie auch derVerlust von Freunden gehörten. Wer mehrere solcher Ereignisse erlebte, nahm die Probleme in diesen

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