Die Ergebnisse der querschnittlichen Datenanalyse zum Zeitpunkt 1992 belegen, daß die Potsdamer Jugendlichen, ähnlich wie die westdeutschen und westeuropäischen(SeiffgeKrenke 1995), am meisten Probleme bezüglich der persönlichen Zukunft wahrnahmen. Dann folgten, im Unterschied zu anderen Untersuchungen Probleme, die sich aus gegengeschlechtlichen Beziehungen ergaben sowie Probleme mit den Eltern. Geringer waren die Probleme mit der Schule, mit der eigenen Person und mit Gileichaltrigen. Die Unterschiede in der Problemwahrnehmung zwischen männlichen und weiblichen Jugendlichen, Gymnasiasten und Gesamtschülern sowie jüngeren und älteren Jugendlichen waren gering. Die Daten belegen einerseits die Wirkung der Sozialisationsbedingungen in der DDR(wenig Probleme mit der Schule, mit der eigenen Person und mit Gleichaltrigen) und deuten andererseits schon den gesellschaftlichen Wandel(Zukunftsunsicherheit, veränderte Rollenerwartungen) an. Zum Zeitpunkt 1992 wählten die Potsdamer Jugendlichen, ähnlich wie westdeutsche und westeuropäische, aktive Copingstrategien häufiger als meidende. Gymnasiasten und weibliche Jugendliche waren die besseren Problembewältiger. Jüngere Jugendliche wählten die problemmeidenden Strategien häufiger als ältere. Zum Zeitpunkt 1992 verfügten die Potsdamer Jugendlichen über ein hohes Selbstkonzept. Dabei war die Einschätzung der kognitiven Kompetenz, des Selbstwerts und der Standfestigkeit gegenüber Gruppen und bedeutsamen anderen besser als die der Sensibilität und der Umgangsfähigkeit. Gymnasiasten, männliche und ältere Jugendliche schätzten sich besser ein als Gesamtschüler, weibliche und jüngere Jugendliche.
Bedeutende Veränderungen in der Problemwahrnehmung mit dem Alter(von 1992 nach 1994) waren nur im Bereich“Schule” registrierbar. Mit zunehmendem Alter adaptierten sich die Jugendlichen besser an die veränderten schulischen Bedingungen, während bezüglich der Leistungsanforderungen der Schule die Problemwahrnehmung zunahm. Mit dem Alter wurden Strategien der“Internalen Bewältigung” häufiger und Strategien“Bewältigung mit sozialer Unterstützung” seltener gewählt. Bei den problemmeidenden Strategien traten keine Veränderungen mit dem Alter auf. In der jüngeren Längsschnittstichprobe war eine Zunahme nicht produktiver Formen der Auseinandersetzung mit Problemen, z.B.“Lautes Schreien”, “Türenknallen”,“Alkohol- und Drogenkonsum”“Schnelles Motorradfahren”,“Wildes Tanzen” festzustellen. In der älteren Längsschnittstichprobe nahmen dagegen die Formen der kognitiven Auseinandersetzung mit Problemen zu. Die meisten Veränderungen mit dem Alter waren in den Selbstkonzeptvariablen zu finden. Mit zunehmendem Alter schätzten sich die Jugendlichen weniger sensibel, jedoch durchsetzungsfähiger gegenüber anderen, verhaltenssicherer und leistungsfähiger sowie wertvoller ein. Die Veränderungen mit dem Alter varlierten geschlechtsspezifisch sowie in Abhängigkeit von der schulischen Sozialisation. Während bei den männlichen Jugendlichen ein monotoner Anstieg der Selbstkonzeptvariablen von 1992 nach 1994 feststellbar war, verringerten sich die positiven Selbsteinschätzungen der weiblichen Jugendlichen von 1992 nach 1993 und nahmen dann nach 1994 wiederum zu. Besonders traf dies für die Gesamtschülerinnen zu. Dies spricht für eine stärkere Verunsicherung der weiblichen Jugendlichen durch die Bedingungen und Anforderungen des gesellschaftlichen Wandels.
Die Potsdamer Jugendlichen unterschieden sich hinsichtlich des Copingstils. Neben einem aktiven und einem problemmeidenden Stil wurde ein Copingstil identifiziert, der durch eine geringe Nutzung sozialer Unterstützung gegenüber den anderen Copingmodi charakterisiert war. Ferner wurden Jugendliche identifiziert, die alle Copingformen nur selten wählten. Die unterschiedlichen Copingstile gingen mit Unterschieden in der Problemwahrnehmung sowie im Selbstkonzept einher. Anders als erwartet war die Problemwahrnehmung besonders hoch und das Selbstkonzept besonders niedrig nicht bei einem meidenden Copingstil, sondern bei den Jugendlichen, die“Bewältigung mit sozialer Unterstützung” seltener als die anderen
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