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Jugendliche in der Epoche gesellschaftlicher Veränderungen : Problemwahrnehmung und -bewältigung bei jugendlichen Schülern in Potsdam und St. Petersburg / Hrsg.: Universität Potsdam, Institut für Psychologie, Professur Didaktik der Psychologie/Pädagogische Psychologie; Russische Staatliche Pädagogische Universität "A. I. Herzen" St. Petersburg, Psychologisch-Pädagogische Fakultät [Red.: Bärbel Kirsch ; Ludmilla Regusch]
Entstehung
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So wie auch die Jugendlichen allgemeinbildender Schulen haben die Jugendlichen der Schulinternate die höchsten Mittelwerte im Problemgebiet der Zukunft(3,3 und 3,7 bei 13­bzw. 15jährigen Jugendlicher). Die statistische Glaubwürdigkeit dieser Altersunterschiede wird durch das Q-Kriterium nach Rosenbaum(Q=10 bei r<0.01) gesichert. Daraus können wir schlußfolgern, daß die Jugendlichen, die in Schulinternaten erzogen und ausgebildet werden, mit dem Älterwerden eine hohe Problembelastung verspüren.

Schauen wir auf die Besonderheiten des Problembereiches der Beziehungen zu den Eltern in unserer Stichprobe. Die Mittelwerte in diesem Gebiet betragen bei den 13- bzw. 15jährigen Jugendlichen entsprechend 2,9 und 2,7. Aus Tab. 1 oder der Abb. 2 können wir entnehmen, daß die hier geringsten Werte im Vergleich zu anderen Lebensbereichen erreicht werden. Auf dieser Grundlage können wir vermuten, daß die Jugendlichen aus Kinderheimen in diesem Bereich die wenigste Problembelastung verspüren gegenüber anderen Bereichen. Wie früher gesagt, wurde den Jugendlichen parallel zum Fragebogen ein Farbtest vorgelegt, in dem sie jedes der Gebiete mit einer Farbe belegen sollten. So assoziiert das Gebiet der gegenseitigen Beziehungen mit den Eltern 73% der 13jährigen Jugendlichen und 81% der 15jährigen mit den sogenannten zusätzlichen Farben: grau, schwarz, braun, was man als von ihnen mit negativen Emotionen belegt betrachten kann. Daraus folgt, daß wir annehmen, daß die niedrigen Werte der Problembelastung aus dem Fragebogen im Bereich der Beziehungen zu den Eltern eine originelle Form des Ausgestoßenseins sind und damit des Nichtvorhandenseins gegebener Probleme, wobei gleichzeitig der nichtverbale Test auf ein Vorhandensein eben dieser Belastung zeigt.

Besonderheiten des Selbstkonzeptes von Jugendlichen aus Schulinternaten

Die nächste Aufgabe unserer Untersuchungen bestand darin, die Besonderheiten des Selbstkonzeptes Jugendlicher, die in Schulinternaten erzogen und ausgebildet werden, herauszustellen.

Der Fragebogen zum Selbstkonzept(Frankfurter Selbstkonzeptskalen FSKN, Deusinger 1986) besteht aus 78 Items. Auf jedes dieser Items kann man in 6 Varianten antworten, 3 Antworten tendierendafür(stimmt in bedeutendem Maße überein, stimmt überein, stimmt teilweise überein) und 3 Antworten tendierendagegen(stimmt eher nicht, stimmt nicht, stimmt überhaupt nicht überein). Je höher der Grad der Übereinstimmung in den direkten Fragen oder des Abweisens in den indirekten, desto höher liegt der Wert der Untersuchten. Aus der Quantität der gewählten Werte ergibt sich ein summierter Gesamtwert des Selbstkonzeptes. Auf der Grundlage der erhaltenen Ergebnisse wurden alle Antworten in 3 Gruppen unterteilt: mit hohem, mittlerem und niedrigem Selbstkonzept. Die Daten der 2 Stichproben aus den allgemeinbildenden Schulen und den Schulinternaten sind in Tab. 2 aufgeführt.

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