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Jugendliche in der Epoche gesellschaftlicher Veränderungen : Problemwahrnehmung und -bewältigung bei jugendlichen Schülern in Potsdam und St. Petersburg / Hrsg.: Universität Potsdam, Institut für Psychologie, Professur Didaktik der Psychologie/Pädagogische Psychologie; Russische Staatliche Pädagogische Universität "A. I. Herzen" St. Petersburg, Psychologisch-Pädagogische Fakultät [Red.: Bärbel Kirsch ; Ludmilla Regusch]
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Tab. 5: Mittelwerte der Problembelastung bei Jugendlichen aus Schulinternaten mit verschiedenem Niveau des Selbstkonzeptes

Niveau des Selbstkonzeptes

Der Unterschied ist signifikant bei p<0,01.

Aus den angeführten Tabellen ist ersichtlich, daß in beiden Populationen ein höheres Niveau des Selbstkonzeptes einem niedrigeren Wert der Problembelastung entspricht, und zwar sowohl für 13jährige als auch für 15jährige. Dieser Fakt führt zu der Ansicht, daß die Jugendlichen, die ein höheres Niveau des Selbstkonzeptes haben, eine geringe Problembelastung aufweisen. N

Die Wechselwirkung des Selbstkonzeptes und des Erlebens von Problemen durch die Jugend hat S. Franz(1995) im Prozeß der Arbeit im ProjektProblemerleben bei Jugendlichen Schülern ım Alter von 12 18 Jahren herausgestellt. Insbesondere hat sie bemerkt, daß das Selbstkonzept neben anderen Komponenten die Ursache für das Erkennen und Erleben von Problemen ist. Schon die selbständige Wertung der Probleme alsschwer zu lösen ist ein Ergebnis selbständiger Informationsbewertung. Das Selbstkonzept bedingt auch die Intensität des Problemerlebens. Gerade das Selbstkonzept gewährleistet die Abfolge der Verhaltensreaktionen und die Standfestigkeit der Persönlichkeit im Ganzen.

Für die Untersetzung dieses Zusammenhanges wurde eine Korrelationsanalyse durchgeführt. Wir erhielten in ihrem Ergebnis, daß eine negative Abhängigkeit zwischen einem hohen Niveau des Selbstkonzeptes und einer niedrigen Problembelastung besteht und umgekehrt, zwischen einem niedrigen Niveau des Selbstkonzeptes und einer hohen Problembelastung. Auf dieser Grundlage können wir schlußfolgern, daß zwischen dem Selbstkonzept und der Problembelastung ein umgekehrt proportionales Verhältnis besteht.

Die 2-Faktorendispersionsanalyse(faktorielle Varianzanalyse) für Stichproben ohne

Zusammenhang, bei dem der Faktor A ein hohes bzw. niedriges Niveau des Selbstkonzeptes

und der Faktor B die Ausbildung in allgemeinbildenden Schulen bzw. in Schulinternaten war,

zeigte folgende Ergebnisse:

1.) Der Unterschied im Grad der Problembelastung, der einzeln in den unterschiedlichen Selbstkonzeptniveaus begründet ist, und die sozialen Ursachen sind nicht ausgeprägter, als ein zufälliger Unterschied zwischen den Daten.

2.) Der Einfuß des Niveaus des Selbstkonzeptes auf den Grad der Problembelastung ist verschieden bei verschiedenen sozialen Bedingungen Jugendlicher.

Ergo stellt sich heraus, daß die Faktoren Niveau des Selbstkonzeptes und Besonderheiten der Ausbildung von Jugendlichen in allgemeinbildenden Schulen oder Schulinternaten im besonderen in unserer Untersuchung keine bedeutenden Zusammenhänge auf den Grad der

Problembelastung ergab. Bedeutend war nur der Zusammenhang dieser Faktoren untereinander.

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