Das Auftreten und die Entwicklung der Anziehung trägt immer einen zweiseitigen Charakter und erfolgt in konkretem sozialem Hintergrund. Wenn ein Mensch einen anderen anziehend findet, so kann man das nicht nur mit irgendwelchen unikalen Besonderheiten erklären Gedoch ist unter den Jugendlichen dieses einer der weitverbreitetsten Fehler). Bedeutsam sind die Besonderheiten der gegenseitigen Wirkung beider Teilnehmer und ihre Beziehungen, als auch die Umwelt, in der sich diese Menschen befinden und auch die Dynamik der Entwicklung der Beziehung in der Zeit. Das einfache Verständnis dieses Faktes kann die Schärfe des mit den emotionalen Beziehungen verbundenen Problemerlebens Jugendlicher verringern.
Kehren wir aber zum Begriff„Anziehung“ zurück. Im Rahmen dieser Annäherung kann man ihn als emotionalen Antrieb erklären, in Kontakt mit einem anderen Menschen zu treten, von dem Attraktivität ausgegangen ist.
Wir bekräftigen in dieser Arbeit die These über die enge Verbindung von Neigungen und Bedarf und werden ihre Anwendbarkeit auf das Alter Jugendlicher untersuchen. Was die Attraktivität angeht, so nehmen wir an, daß für den Jugendlichen die Attraktivität von dem für dieses Alter aktuellen Bedürfnis nach emotionell angereichertem Kontakt mit Gleichaltrigen ausgeht.
Allgemein kann man zum 0o.g. sagen, daß man folgende Erklärung für den Begriff „zwischenmenschliche Neigungen“ geben kann: das ist eine emotionale Erscheinung des Bedürfnisses des Menschen nach Kontakt mit einem anderen Menschen, der Antrieb zur Geselligkeit, welcher nicht durch bewußtes Zielverhalten vermittelt wird.
3.5.2 Neigungen und psychologische Probleme im jugendlicher Alter
Gemäß der Einteilung der psychischen Entwicklung nach E. H. Eriksons(17), kommt auf den älteren Jugendlichen einer der zugespitztesten Momente und auf das künftige Leben die allerwichtigste Krise„die Identitätsfindung vs. Identitätsdiffusion‘“ zu. In dieser Zeit steht vor dem Jugendlichen die Aufgabe der Verbindung und des Durchdenkens all dessen, was er über sich selbst in verschiedenen sozialen Rollen weiß, zu einem einheitlichen Ganzen.
Für die erfolgreiche Lösung dieser Aufgabe ist eine aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt unabdingbar, wobei die Suche nach der Identität eine wichtige Voraussetzung ist. Im Falle fehlerhafter Identität unterliegt der Jugendliche quälenden Zweifeln an sich selbst und seinem Platz im Leben. Alle übrigen aktuellen sozialen Notwendigkeiten sind für den Jugendlichen so oder so mit dem Prozeß der Identitätsfindung verbunden.
Wenn unter den jüngeren Schülern noch auf dem ersten Platz das Zusammensein mit Erwachsenen steht, so ist es für Jugendliche wichtiger als alles andere, mit Gleichaltrigen zusammen zu sein(z.B. 12,13).
Gemäß der Einteilung der psychischen Entwicklung nach D.B. Elkonin, ist eine wesentliche Tätigkeit Jugendlicher die emotionale Begegnung mit Gleichaltrigen(16). Einen bedeutenden Wert hat in diesem Alter ein Geflecht emotional belasteter Beziehungen mit Gleichaltrigen. Jedoch haben die Jugendlichen noch kein ausreichendes Niveau sozialer Reflexion und keine großen sozialen Erfahrungen(13). Deshalb werden ihnen die emotionalen Beziehungen unzureichend bewußt. Das erlaubt den Schluß, daß im jüngeren Jugendalter die Sphäre der emotionalen Begegnung vor allem als zwischenmenschliche Neigungen in Erscheinung
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