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Jugendliche in der Epoche gesellschaftlicher Veränderungen : Problemwahrnehmung und -bewältigung bei jugendlichen Schülern in Potsdam und St. Petersburg / Hrsg.: Universität Potsdam, Institut für Psychologie, Professur Didaktik der Psychologie/Pädagogische Psychologie; Russische Staatliche Pädagogische Universität "A. I. Herzen" St. Petersburg, Psychologisch-Pädagogische Fakultät [Red.: Bärbel Kirsch ; Ludmilla Regusch]
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Tab. 1: Typologie der Neigungen im Zusammensein von Jugendlichen

Typen der auf der Grundlage der führenden Bedürfnisse liegend Neigungen

Neigung auf der Basis|Bedürfnis zur Suche der Identität, Identifizierung mit Gleichaltrigen der Identifizierung als Mechanismus seiner Realisierung

Neigung auf der Basis| Bedürfnis nach Anerkennung durch die Bezugsgruppe, Selbstbe­der Gruppenbildung stätigung in ihr, Gruppenidentifikation als Mechanismus der Suche nach Identität

Bedürfnis zum Aufbau enger emotionaler Beziehungen, Freundschaft, gegenseitiges Verständnis

Sexuelle Neigungen Bedürfnis nach sexuellen Beziehungen*

* Das sexuelle Bedürfnis Jugendlicher kann nicht als rein sozial betrachtet werden, es trägt in vielem biologischen Charakter, besonders im Jugendalter

Neigung auf der Basis der Anziehung

Natürlich, diese Klassifizierung ist nicht die einzig mögliche. Reale psychische Erscheinungen sind deshalb schwierig zuzuordnen, weil sie nicht in abgrenzbare Schemata gefügt werden können. Wir werden wohl kaum oben genannte Neigungen inreiner Form beobachten können. Beispielsweise beinhalten feste emotionale Beziehungen Jugendlicher praktisch immer eine sexuelle Komponente, und sexuelle Beziehungen gehen mit Emotionen einher. In realen engen Beziehungen kommen in dem einen oder anderen Grad alle 4 Typen der Neigungen vor.

Wenn man solche Faktoren berücksichtigt, wie hohe Emotionalität des Zusammenseins Jugendlicher, Mangel an sozialer Erfahrung und sozialer Reflexion, hohe Bedeutung der Beziehungen mit Gleichaltrigen, kann man annehmen, daß zwischenmenschliche Neigungen eng mit psychischen Problemen Jugendlicher verbunden sind.

3.5.3 Empirische Untersuchungen zu zwischenmenschlichen Neigungen und Problemerleben Jugendlicher

Die Literaturrecherche erlaubt uns, folgende Hypothese zu formulieren: Die Besonderheiten der zwischenmenschlichen Neigungen können Voraussetzung psychischer Probleme bei Jugendlichen sein, jedoch hat man durch die Arbeit an den Neigungen eine Möglichkeit, diese Probleme zu korrigieren. Zur Überprüfung der Hypothese wurden die nachfolgend beschriebenen Untersuchungen durchgeführt.

Die Untersuchungen wurden kombiniert organisiert: teilweise als Längsschnitt-Methode, teilweise als Querschnittserhebung. Die Arbeit begann im Schuljahr 1997-98. In einer der 7. Klassen der Mittelschule Nr. 309 des Zentralbezirks St. Petersburg. In dieser Klasse wurden im Verlaufe von 2 Jahren Beobachtungen, Gespräche mit den Jugendlichen und ihren Lehrern durchgeführt, und außerdem erfolgte eine psychologische Arbeit. Im Schuljahr 1998-99 wurden zur Arbeit auch die Parallelklassen herangezogen(in dieser Zeit bereits Klassenstufe 8). Die Arbeit mit diesen Klassen(nunmehr 9.Klassen) wird auch im Moment in dem dieser Artikel entsteht, fortgeführt.

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