nicht selten von der Umgebung angenommen wird, sondern die nichtadäquate Realisierung der Neigungen durch den Jugendlichen. Wir können auf keinen Fall belegen, ob alle Fälle der Herausbildung schlechter Gewohnheiten und pathologischer Abhängigkeiten bei Jugendlichen durch Neigungen verursacht werden, jedoch ist ein solcher Entwicklungsmechanismus durchaus wahrscheinlich. Aber ihre Folgen sind— Problemerleben auf dem Gebiet der Beziehungen zu den Eltern, der Schule(bei Jungen), der eigenen Person(bei Mädchen).
Es kommt aber auch vor, daß die Bezugsgruppe den Jugendlichen in jedem Fall ablehnt, wieviel er auch bemüht ist, die in dieser Gruppe vorhandenen Verhaltensweisen zu übernehmen. Und dann kann es durch die Ablehnung zur Zerstörung des Selbstwertes kommen, es bilden sich emotionale Probleme und soziale Fehlanpassung. Möglicherweise bildet sich ein demonstratives asoziales Verhalten heraus.
Die psychologische Arbeit kann in diesen Fällen den Weg aus der Bezugsgruppe mit der nachfolgenden Überwindung der Abhängigkeit von ihr begleiten und mit Hilfe der Jugendlichen eine Reflexion und ein Durchdenken seines sozialen Verhaltens herbeiführen. Man kann auch eine allgemeine Hebung der sozialen Kompetenz im Verlauf der Durchführung eines sozialspychologischen Trainings des Jugendlichen anstreben.
Die Neigung auf der Basis der Attraktivität hat sich als am meisten vorhersagbar in ihrer Beziehung zum Problemerleben von Jugendlichen erwiesen. Die Hauptursache dafür liegt darin, daß für den Jugendlichen eine hohe Emotionalität und subjektive Bedeutung enger Beziehungen zu Gleichaltrigen bei niedriger Fähigkeit, diese Beziehung auszuhalten, charakteristisch ist.
Für den Jugendlichen ist oft eine idealisierende, wenig realistische Vorstellung von Freundschaft und Liebe charakteristisch. Nahe Freunde können bei Jugendlichen alle paar Wochen wechseln und nach jeder Freundschaft erfolgt Enttäuschung. Die Verliebtheit tragen sie erstaunlich leidenschaftlich, jedoch hat sie einen kurzfristigen Charakter, sie ist schwach mit der erwachenden Sexualität verbunden(dieses Zusammenfließen erfolgt etwas später), im Jugendalter. Überhaupt, bei Jugendlichen kann man nicht immer solche verschiedenen emotionalen Beziehungen wie romantische Liebe und Verliebtheit voneinander unterscheiden.
Im Ergebnis der oftmals unausweichlichen Zerstörung von Beziehungen können starke emotionale Erlebnisse entstehen, eine soziale Destabilisierung und ein allgemeines Mißtrauen zu Menschen, was den späteren Aufbau intimer Beziehungen erschwert. Mehr noch, die emotionalen Beziehungen werden durch den Jugendlichen als Problem erlebt.
Das Ergebnis ist eine enge Beziehung der Neigungen auf der Grundlage der Attraktivität zum Problemerleben auf den Gebieten der eigenen Person, der Beziehung zu Gleichaltrigen des eigenen und anderen Geschlechts und bei Jungen zusätzlich auf den Gebieten der Schule und der Beziehungen zu den Eltern.
Eine große Bedeutung in der psychologischen Hilfe für Jugendliche hat der Abbau emotionaler Spannungen, die mit dem Problemerleben verbunden sind. Nur dann ist eine Hilfe im Durchdenken der auftretenden Schwierigkeiten möglich. Weiterhin ist eine allgemeine Anhebung der sozialen Kompetenz empfehlenswert. Außerdem, wie unsere Beobachtungen zeigen, sind ähnliche Probleme viel weniger charakteristisch bei den Jugendlichen, bei denen ein guter emotionaler Kontakt mit den Eltern besteht. Deshalb ist es zweckmäßig, die psychologische Arbeit auch auf eine Korrektur der innerfamiliären Beziehungen auszurichten, wenn sie zerstört sind.
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