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Jugendliche in der Epoche gesellschaftlicher Veränderungen : Problemwahrnehmung und -bewältigung bei jugendlichen Schülern in Potsdam und St. Petersburg / Hrsg.: Universität Potsdam, Institut für Psychologie, Professur Didaktik der Psychologie/Pädagogische Psychologie; Russische Staatliche Pädagogische Universität "A. I. Herzen" St. Petersburg, Psychologisch-Pädagogische Fakultät [Red.: Bärbel Kirsch ; Ludmilla Regusch]
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Selbstkonzept

Kulturunterschiede

Skalen

Sensibilität Verhaltenssicherhei Selbstwert Standfestigkeit

Wertschätzung Andere N ä PotsdamPetersburg+Tallin

3 3,5 4 4,5 5 5,5 6 mittlere Schätzwerte* 9<.001

Abb. 4: Mittlere Schätzwerte für die Dimensionen des Selbstkonzeptes bei Jugendlichen in den drei Regionen

Solch eine niedrige Ausprägung des Selbstkonzeptes bei den estnischen Jugendlichen wurde auch von Veisson, Kolgan und Hansen(1993) beim Vergleich estnischer und dänischer Jugendlicher gefunden. Veisson(1997) sieht die Ursachen hierfür vor allem in der Geschichte Estlands. Es scheint, als orientierten die Erziehungsziele und Erziehungsstrategien in Estland und Russland weniger als in Deutschland auf Autonomie und Selbstverantwortlichkeit. Das Ergebnis stimmt auch mit dem der Euronet-Studie(Grob et al. 1996) überein, in der die osteuropäischen Jugendlichen ein niedrigeres Selbstwertgefühl als die westeuropäischen hatten.

4.2.5 Die Prädiktion des Problemerlebens bei Jugendlichen in drei unterschiedlichen Regionen

In der Potsdamer Jugendstudie konnte gezeigt werden, daß gemäß einem interaktiven Copingkonzept die Jugendlichen Probleme in höherem Grade wahrnahmen, die nicht über aktive Copingstrategien verfügten und ein niedriges Selbstkonzept hatten. Sind diese Zusammenhänge universell, so müßten sie bei den Jugendlichen in allen drei Regionen nachweisbar sein. Die folgende Tabelle(Tab. 3) zeigt, daß die Zusammenhangsmuster zwischen Problemerleben, Copingstrategien und Selbstkonzept in allen drei Regionen annähernd gleich waren. Dies spricht dafür, daß diese Zusammenhänge universell sind und nicht durch kulturelle Unterschiede beeinflußt werden. Ebenso wie in Potsdam, waren auch in St. Petersburg und Tallın belastende Ereignisse kein Prädiktor für das Problemerleben.

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