Thesen und Operationalisierung
In diesem Beitrag sollen folgende Thesen analysiert werden, die sich aus den Theorien zum sozialen Wandel, zur gesellschaftlichen Stratifikation und funktionalen Differenzierung sowie aus der Elitetheorie ergeben.
) Die soziale Rekrutierungsbasis für die nationale Führungsschicht ist von 1981 bis 1995 C breit geworden. Dennoch gibt es sektor sch starke Differenzen in der sozialen Herkunft; die Chancengleichheit varijert entsprechend.
(2) Am breitesten wird die Rekrutierungsbasis i in den politisch neutralen Bereichen sein, am engsten in den Interessenvertre: rganen.
(3) Die Karrieren zeichnen sich heute durch ein vielfältiges Tätigkeitsprofil aus. Die "ängstliche" Elite Dahrendorfs, die nie einen anderen Bereich kennenlernte, gehört der Vergangenheit an, die strukturelle Integration wird hierüber gefördert.
(4) Die Karrieremuster weisen trotz einzelner sektoraler Spezifika zahlreiche sektorübergreifende Gemeinsamkeiten auf.
(5) Ostdeutsche weisen aufgrund des Strukturbruches, den die Wende für die individuellen Karrieren darstellt, andere Karrieren und einen anderen sozialen Hintergrund auf als die Positionseliten westdeutscher Herkunft.
Die soziale Herkunft wird für den Vergleich der Führungsschichten 1981 und 1995 mittels der schulischen Bildung und des Berufsstatuses des Vaters operationalisiert. Die modernen Statifikationsmodelle, die in diesem Punkt Anleihen bei Max Weber nehmen, gehen von einer mehrdimensionalen gesellschaftlichen Schichtung aus, in der neben dem ökonomischen Hintergrund auch die familiäre Ausstattung mit kulturellem und sozialem Kapital von Bedeutung für die eigenen Lebenschancen ist. Dieses Vorgehen ist auch insofern sinnvoll, als daß nicht nur für heute eine zunehmende Entkoppelung von schulischer Ausbildung und beruflicher Stellung zu konstatieren ist, sondern auch die Eltern der heutigen Positionseliten z.T. kriegsbedingten Diskontinuitäten in ihren Lebensverläufen ausgesetzt waren. Für den Vergleich der beiden Zeitpunkte 1981 und 1995 werden aus der Elitestudie 1995 ausschließlich die Westpositionen berücksichtigt.
Als karriererelevante Merkmale wurden ausgewertet: Tätigkeit in anderen Bereichen, Direkt- oder Späteinstieg in den aktuellen Sektor, Tätigkeitsbereich des beruflichen Einstiegs, Berufsausbildungen, Hochschulabschlüsse, Studienfächer, Alter beim Einstieg in den Sektor, Alter bei Erlangung der aktuellen Position, Dauer vom Sektoreinstieg bis zur Erlangung der Position.
Ergebnisse: Soziale Rekrutierung und Karrieren zu These(1):
Tabelle 1 zeigt keine großen Veränderungen in der Zusammensetzung der sozialen Herkunft der Führungsschichten 1981 und 1995. Leicht zugenommen hat der Anteil an Personen, deren Väter Abitur hatten, abgenommen haben entsprechend Volks- und Realschulabschlüsse sowie Hochschulabschlüsse. Betrachtet man die Daten unter dem Aspekt der Veränderungen in der Bildungsstruktur insgesamt, kann von einem leichten Anstieg der unteren Statusgruppen ausgegangen werden. Daß sich die Chancengleichhe 1eit_ insgesamt etwas vergrößert hat, wurde bereits bei der Darstellung der Sozialstruktur festgestellt(vgl. Schnapp). Diese variieren jedoch sektorspezifisch, wie Tabelle 2 zu entnehmen ist. In ihr ist dargestellt der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Sektorzugehörigkeit. Eingetragen sind jeweils der Chi-Quadrat-basierte Koeffizient Cramer's V wie auch das PRE-Maß Lambda. Der Fusammennang Aber al alle Sektoren gemessen ist recht schwach, wenn auch hochsignifikant, und hat sich von 1981 auf 1995 _a bgeschwächt: We en jedoch Gruppenvergleiche vorgenommen, so zeigen sich deutliche sektorale Spezifika.. In der olitik war für 1981 die soziale Herkunft noch ein recht guter-Prädiktor für die Parteizugehörigkeit;- dieser hat sich bis 1995 Abgeschwächt. in der erweltung sind keine Zusammenhänge erkennbar. Im AWirtschaffsbergich Ist eine neue Differenz sichtbar geworden, und zwar die unterschiedliche soziale Zusammensetzung der Positionseliten aus Wirtschaftsunternehmen und Unternehmen der Finanzwirtschaft. Sehr deutlich sind die Unterschiede zwischen den Sozialpartnern, die zugleich Organisationen der Interessenvertretung sind. Zwar ist auch hier der “Zusammenhang schwächer geworden, mit einer Verbesserung der Vorhersagewahrscheinlichkeit von 31% bei Kenntnis der sozialen Herkunft ist er aber nach wie vor durchschlagend. Deutlicher geworden
ist die soziale Differenz zwischen Gewerkschaftsfunktionären und denen der Berufsverbände.