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Durchsetzungsfähigkeit und Kooperationspotential von Eliten als Bausteine der Integration Martina Sauer
Neben sektorübergreifender Kommunikation ist in Anlehnung an die Elitetheorie(Etzioni-Halevy 1993; Field/Higley 1983) und die Steuerungstheorie(Parsons 1976; Keller 1963; Luhmann 1984; Mayntz 1988) zur Konsensfindung und Elitenintegration ein hohes Kooperationspotential innerhalb der gesamten Führungsschicht und ein ausgewogene Verhältnis der Durchsetzungsfähigkeit zwischen den Sektoreliten notwendig(vgl. Graphik 1). Es stellt sich deshalb die Frage, in welchem Ausmaß Kooperationspotential und relative Durchsetzungsfähigkeit der Sektoreliten in der bundesdeutschen Führungsschicht vorhanden sind.
Durchsetzungsfähigkeit bezieht sich auf zwei Dimensionen: horizontale Durchsetzungsfähigkeit gegenüber anderen Teileliten ist notwendig, um Interessen, die zum Erhalt der Funktion der Teilsysteme notwendig sind, im politischen Prozeß einbringen und durchsetzen sowie sich gegen funktionsgefährdende Eingriffe anderer Teilsysteme zur Wehr setzen zu können. Die vertikale Durchsetzungsfähigkeit gegenüber der Basis oder der Klientel ist notwendig, um von Maximalforderungen Abstriche machen und Kompromisse eingehen zu können(Etzioni-Halevy, 1993).
Beide Bedingungen für Integration sind neben formalen und rechtlichen Gegebenheiten abhängig von der Verhandlungsmacht der einzelnen Sektoreliten, die sich aus den Funktionen der Teilsysteme ergeben, sie sind deshalb sektoral in unterschiedlichem Ausmaß vorhanden(Etzioni-Halevy, 1993, Luhmann, 1984; Mayntz, 1987)(vgl. Graphik 2).
Das Kooperationspotential wird zusätzlich auf der individuellen Ebene durch die Einsicht der Akteure in die Interdependenz der gesellschaftlichen Teilsysteme und Notwendigkeit von Konsens und Rücksichtnahme auf divergierende Interessen beeinflußt(Scharpf 1992). Auch die Einbindung in dichte Kommunikationsnetze kann das Kooperationspotential erhöhen, da das Wissen um und damit das Verständnis und die Akzeptanz von divergierenden Standpunkte zunimmt, und die Bereitschaft zur Berücksichtigung anderer Interessen steigt(Weßels 1993).
Die Handlungsprägung der Akteure durch die Bedingungen ihrer Funktion wirkt wie alle Sozialisationsformen langfristig. Daher ist zu erwarten, daß Führungskräfte ostdeutscher Herkunft, die im System der DDR stark auf informelle Kooperation aufgrund fehlender formaler demokratischer Konsensfindungsmechanismen angewiesen waren, höhere Kooperationsbereitschaft zeigen als westdeutsche.
Thesen:
1) Je ausgewogener die Durchsetzungsfähigkeit zwischen den Sektoreliten und zwischen ost- und westdeutschen Führungskräften ist, um so besser sind die Bedingungen für Integration über kompromißorientierte Verhandlungssysteme.
2) Je höher das Kooperationspotential zwischen den verhandelnden Sektoreliten ist, um so größer sind die Chancen für konsensuale Problemlösungen und somit für Integration. Je stärker ein Sektor in den politischen Prozeß involviert ist, um so größer muß das vorhandene Kooperationspotential sein.
3) Je stärker die Führungskräfte in Kommunikationsnetze eingebunden sind, um so höher ist das Verständnis für divergierende Standpunkte und die Achtung vor der Kompetenz anderer Führungsgruppen.
Durchsetzungsfähigkeit:
Das Handeln wird durch die individuelle, subjektive Wahrnehmung der strukturellen Gegebenheiten determiniert. Auch die Handlungsprägung von Funktionseliten wird durch die Wahrnehmung und Beurteilung der struktureilen Gegebenheiten stark beeinflußt. Daher wird zur Untersuchung der Durchsetzungsfähigkeit als Baustein der Elitenintegration und damit der Handlungsfähigkeit hier die