Plazierungsvorteile gegenüber ressourcenschwachen Gruppen(vgl. Bourdieu 1991; Hankiss 1991; Staniszkis 1991; Mateju/Rehakova 1993; Wasilewski 1994; Higley/Kullberg/Pakulski 1996).
Die Transformationsthese
Die Transformationsthese geht davon aus, daß mit einem_Regimewechsel_eine Umverteilung der komparativen Plazierungschancen zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, erfolge. Für die Eliten bedeute dies dies eine veränderte soziale Zusammensetzung zugunsten bislang. benachteiligter Gruppen.
Im Vergleich zu kapitalistischen Gesellschaften rekurriert die Transformationsthese nicht auf Gemeinsamkeiten, sondern Besonderheiten der Elitenrekrutierung in sozialistischen Gesellschaften. Besonderheiten werden darin gesehen, daß zum Aufstieg in die sozialistische Kaderelite das funktionale Kriterium der Fachqualifikation nur insoweit zum Tragen käme, wie das ideologische Kriterium der Linientreue erfüllt würde. Aufgrund dieser Verzerrung des Leistungsprinzips sei die wissenschaftliche Intelligenz als Trägerschicht gehobener Fachqualifikationen nicht bevorzugt, sondern benachteiligt worden(vgl. Ludz 1968; Endruweit 1987; Voigt 1987; Adler 1991b; Sterbling 1993). Vor diesem Hintergrund sei im Zuge eines demokratischen Regimewechsels eine Umstellung der Rekrutierungsmechanismen auf meritokratische Kriterien und infolgedessen auch eine Verlagerung der elitären Rekrutierungsbasis auf die bislang blockierte Intelligenz zu erwarten(vgl. Konrad/Szelenyi 1991; Baylis 1994; Diewald/Sorensen 1994).
Operationalisierung
In der sozialen Realität wird man kaum auf Situationen stoßen, in denen eine der beiden Thesen jeweils exklusive Geltung beanspruchen kann. Gibt es nämlich keine vollständige Reproduktion, so impliziert dies zwangsläufig, daß eine partielle Transformation stattgefunden hat. Konzeptuell betrachtet besteht also ein umgekehrt proportionales Verhältnis zwischen Reproduktion und Transformation: Je mehr reproduktive Tendenzen einen Elitenwechsel kennzeichnen, desto weniger transformatorische Tendenzen sind festzustellen und vice versa. Dieser negative Zusammenhang auf der konzeptuellen Ebene bedarf geeigneter Prüfkriterien, damit er auf der operationalen Ebene der Datenanalyse nicht verdeckt wird. Welche Prüfkriterien eignen sich hierzu?
Da der Austausch der obersten Führungsschicht zu den‘normalen’ Begleiterscheinungen eines Regimewechsels gehört, wäre das Prüfkriterium zu eng gefaßt, wenn es in der Frage nach der personellen Kontinuität zwischen alter und neuer Elite bestünde. Statt auf die Elite selbst sollte das Kriterium daher auf deren soziale Rekrutierungsbasis bezogen werden. Das Prüfkriterium wäre andererseits zu weit gefaßt, wenn man dabei nur die wissenschaftliche Intelligenz im Auge hätte. Auf diese Weise würde man nämlich die Thesenprüfung‘blind’ machen für eventuelle Verlagerungen innerhalb der Intelligenz. Folglich müssen die Prüfkriterien eine Spezifizierung qualifikatorischer, positioneller und politischer Teilgruppen der Intelligenz ermöglichen. Als Prüfkriterien verwende ich deshalb Qualifikations-, Positions- und politische Integrationsmerkmale. Die Untersuchung ist dergestalt aufgebaut, daß die Zusammensetzung der ostdeutschen Elite anhand dieser Merkmale beschrieben und dabei mit der entsprechenden Zusammensetzung der DDR-Elite verglichen wird. Je nach dem Grad der Abweichung zwischen beiden Elitenkompositionen entscheidet sich, inwieweit von Reproduktion oder von Transformation zu sprechen ist.
Dominante Rekrutierungsmerkmale der DDR-Elite
Es gibt keine empirische Untersuchung, die eine zur heutigen ostdeutschen Elite positionell exakt äquivalente DDR-Elite zum Gegenstand hat. Allerdings liegen einige Studien vor, deren Untersuchungsbasis einer Äquivalenz zumindest nahe kommt. Dazu gehört am ehesten Meyers (1992) biographische Analyse der 520 wichtigsten Positionsinhaber der DDR, was in etwa dem TopSample der Potsdamer Elitenstudie entspricht. Ein wesentlich breiteres Positionsspektrum decken die in der DDR-Lebensverlaufsstdie 1991/92(Huinink/Mayer/Trappe 1995) unter der Rubrik ‘Leitungskader’ gruppierten Befragten ab, denn hier handelt es ich um einen repräsentativen