Druckschrift 
"Kontinuität und Wandel der deutschen Führungsschicht : Ergebnisse der Potsdamer Elitestudie 1995" ; Zusammenstellung der Vorträge des Symposions vom 11. Oktober 1996 an der Universität Potsdam / Primärforscher: Wilhelm Bürklin
Entstehung
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Fazit

Trotz ihrer relativ zu den Westdeutschen noch geringeren Aufstiegschancen muß doch mit Blick auf jene Ostdeutschen, die durch das enge Rekrutierungssieb der Elite geschlüpft sind, eine sehr deutliche Verlagerung der in der DDR-Gesellschaft zugeteilten komparativen Aufstiegschancen konstatiert werden. Das gilt gleichermaßen in bezug auf qualifikatorische, sektorale, hierarchische und politische Rekrutierungskriterien. In all diesen Aspekten weist die Chancenverlagerung in die gleiche Richtung, nämlich zugunsten der Gruppen, die in einer meritokratisch funktionierenden Gesellschaft das Elitenreservoir bilden. Aufgrund der rigiden institutionellen Barrieren in der DDR­Gesellschaft war dieses Reservoir in positionell sehr trennscharf umrissenen Gesellschaftsbereichen eingekapselt. Die bereits von Ludz(1968) identifizierteinstitutionalisierte Gegenelite war solchermaßen weitgehend mit dem typischen berufs- und bildungsstrukturellen Einzugsfeldneuer sozialer Bewegungen identisch. Wie in den anderen Beiträgen gesehen wird das auch in einer Reihe typisch postmaterialistischer Einstellungen der ostdeutschen Elite deutlich. Mit der NSB-Typik und dem Postmaterialismus sind universale Ssozialstrukturelle und-kulturelle Voraussetzungen gesellschaftlicher Demokratisierungsprozesse angesprochen, die sich mit gewissen Besonderheiten auch im sozialistischen Systemkontext entwickelt haben. Die institutionelle Abkapslung der wachsenden HDL-Intelligenz von den gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen hatte zur Konsequenz, daß die gesellschaftliche Machtallokation immer losgelöster von der Kompetenzallokation erfolgte. In der Disjunktion von Macht- und Kompetenzallokation scheint einer der zentralen Systemfehler gelegen zu haben. Bei einer solchenDichotomie von Geist und Macht (Geiger) gerät die Intelligenz in die Rolle einer Gegenelite. Der Nutzenertrag einer Demokratisierung besteht aus dieser Perspektive darin, dieDichotomie von Geist und Macht partizipativ zu überwinden.

Tabellenanhang

Abb. 1: Fachrichtung der akademischen Qualifikationen in West- und Ostelite 1995: Prozent an Hochschulabsolventen

StaatsWiss.

Wirtsch. Wiss.

Natur-+ TechnikWiss. SozialWiss. GeistesWiss Theologie

Journalistik

Sonstige

Basis(n)-West: 1528,-Ost: 210; Cramer's V:.44(gewichtet:.59): Datenbasis: Potsdamer Elitenstudie 1995.