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keine deutlichen Unterschiede, kann davon ausgegangen werden, daß Integrationsprobleme zwischen Ost- und Westdeutschen, die aufgrund unterschiedlicher Sozialisation, Wertorientierung und Interessenlagen bestehen, durch die Integration über Kontaktmuster ausgeglichen werden können.
Operationalisierung:
Da Kommunikation an sich schwer meßbar ist, sollen über die Analyse von Kontakten der Führungskräfte zu Institutionen der verschiedenen Sektoren Aussagen zur Existenz dauerhafter intersektoraler Kommunikationsnetzwerken gemacht werden. Dabei wird von der Annahme ausgegangen, daß Kontakte von Führungskräften nur dann aufrechterhalten werden, wenn sie als effektiv eingeschätzt werden. Unter dieser Annahme sollen die berichtete regelmäßigen Kontakte zu den Institutionen der einzelnen Sektoren als Maß für kommunikative Vernetzung verwendet werden.
Um dem Problem sektordeterminierter oder anders bestimmter individueller Kontaktprofile auf die Spur zu kommen bedienten wir uns der Clusteranalyse. Diese objekt, also befragtenzentrierte Analysemethode ermöglicht die Gruppierung(Clusterung) der Befragten anhand ähnlicher Merkmalausprägungen. Die Zusammensetzung der Cluster ermöglicht es, sektorale Vermischung oder Abschottung aufzuzeigen. Bei vorhandener Abschottung, die die Folge funktional determinierter Kontaktmuster wäre, müßten die Cluster jeweils von einer Sektorelite dominiert sein, bei Mischung verschiedener Sektoreliten in den Clustern wäre das nicht der Fall.
Eine methodische Schwierigkeit der Clusteranalyse besteht darin, die für die jeweilige Fragestellung angemessene Anzahl der zu berechnenden Cluster zu bestimmen, da die Cluster-analyse kein Näherungsverfahren ist, daß sich„von allein” einem optimal auf die Daten passenden Modell annähert. Damit besteht die Notwendigkeit, die Anzahl der zu berechnenden Cluster durch theoretische Überlegungen zu„bestimmen". Wir gingen bei der theoretischen Bestimmung der Clusteranzahl von der Sektoreinteilung aus, die der Positionsauswahl der vorliegenden wie schon der Mannheimer Elitenstudie von 1981 zugrunde liegt, so daß wir auf zehn gesellschaftlichen Sektoren (Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Verbände einschließlich Gewerkschaften, Medien, Wissenschaftssystem, Kultursystem, Kirche, Justiz, Militär) und damit, bei Erwartung sektordeterminierter Kontaktmuster, auf eine theoretisch zu erwartende Anzahl von zehn Clustern kamen.
Ergebnisse der Clusteranalyse
Die Clusteranalyse macht deutlich, daß es nicht zu einer Abschottung der einzelnen Sektoreliten voneinander kommt. Zwar gibt es Tendenzen der Determination der Kontaktprofile durch die Sektorfunktion, grundsätzlich sind die Cluster aber aus Befragten unterschiedlicher Sektoren zusammengesetzt. Die Kontaktprofile der Cluster schließen in der Regel Kontakte zu sektorfremden Eliten ein. Alle Sektoreliten sind in das Kommunikationsnetzwerk der Eliten integriert, es gibt jedoch ein Kommunikationszentrum und eine darum gruppierte Peripherie. Im Zentrum des Kommunikationsnetzwerkes befindet sich ein großer Teil der politischen und Verwaltungseliten, so daß davon ausgegangen werden kann, daß aus Sicht der Elitenkommunikation das politischadministrative System zur Erfüllung seiner Integrationsfunktion in der Lage ist. Eine mangelnde Integration von Führungskräften ostdeutscher Herkunft in das Elitennetzwerk konnte nicht festgestellt Werden————- EEE ERS; 4) AM
Das mit 704 zugeordneten Befragten mit Abstand größte Cluster wurde von uns aufgrund seiner Eigenschaften als„Kommunikationsperipherie" bezeichnet. Herausragendes Merkmal des Kontaktprofils(Muster der Häufigkeiten mit denen die Kontaktinstitutionen von den Befragten des Clusters genannt wurden) ist das mit durchschnittlich 7,9 Kontaktnennungen niedrige Niveau der Kontaktdichte. Im Elitendurchschnitt wurden 11,7 Institutionen kontaktiert. Knapp einViertel der erhobenen Institutionen wurde von den diesem Cluster zugeordneten Befragten überhaupt nicht kontaktiert. Kontakte in den Wirtschaftsbereich hinein wurden von weniger als einem Drittel, bundespolitische Institutionen, mit Ausnahme der Parteien, von gut einem Drittel der Befragten als Kontaktadressaten genannt. Landesinstitutionen, Gewerkschaften, Presse und Universitäten sind die von diesem Cluster am meisten kontaktierten Institutionen(zu den Kontaktprofilen vergleiche Abbildungen im Anhang).
Die Struktur dieses Clusters ist nur wenig durch eine bestimmte Sektorelite geprägt(vgl. Tabelle 1und Tabelle 2). Die Größe des Clusters bedingt, daß die Anteile der einzelnen Sektoreliten, die auf das Peripheriecluster entfallen, fast grundsätzlich relativ hoch sind. Als überorportional oder stark