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überproportional vertreten fallen dennoch einige Elitegruppen auf, die grundsätzlich geringere Kontakthäufigkeiten aufweisen. Aus dem politischen Sektor sind die kleinen Bonner Oppositionsparteien Bündnis 90/Die Grünen und PDS zu nennen, deren Politiker zu rund drei Vierteln und die Landesparteivorstände, die zu fast zwei Dritteln diesem Cluster zugeordnet wurden. Politiker der FDP sind nicht überproportional aber wesentlich stärker als Politiker der großen Parteien in diesem Cluster vertreten. Daneben fallen jene Sektoren auf, die grundsätzlich geringe Kontakthäufigkeiten haben, wie der Kultursektor, militärische Führungskräfte und die Kirchen. Stark unterrepräsentatiert sind Verwaltungseliten, von denen nur knapp ein Zehntel in diesem Cluster vorzufinden ist. Sowohl Clusterprofil als auch Clusterstruktur rechtfertigen die Interpretation als Peripherie des Kommunikationsnetzwerkes der bundesrepublikanischen Eliten.
Der Kommunikationsperipherie gegenüber steht als zweitgrößtes Cluster mit 476 Befragten das „Kommunikationszentrum". Es zeichnet sich durch sein hohes durchschnittliches Nennungsniveau von 19,1 Kontakten aus. Landtagsfraktionen, die Landesministerien, Presse und Rundfunk werden von allen Befragten dieses Clusters als regelmäßige Kontaktpartner benannt. Bundestagsfraktionen und Bundesministerien und EU-Institutionen liegen in der Häufigkeit der Nennungen deutlich über dem Durchschnitt an Nennungen aller Befragten. Der gleichmäßig starke bis sehr starke Kontakt zu allen erhobenen Institutionsbereichen deutet darauf hin, daß bei den diesem Cluster zugeordneten Befragten„multilinguale Kommunikationskompetenz" stark ausgeprägt ist.
Dieses Cluster besteht zu 40 Prozent aus Politikern und zu 19 Prozent aus Verwaltungseliten, es sind
also 60 Prozent der Befragten dieses Clusters Führungskräfte aus dem politisch-administrativen System. Mitglieder von Landesregierungen, Bundesparteivorstände und Bundestagsmitglieder sind stark überrepräsentiert. Bei einem differenzierenden Blick auf die Parteizugehörigkeit der Politiker fällt deutlich die Spiegelbildlichkeit zum vorab dargestellten Cluster auf. Es sind vor allem Vertreter der großen und Regierungsparteien, die dem Cluster zugeordnet wurden. Die Politiker der FDP fallen jedoch gegenüber den Vertretern von CDU und CSU deutlich ab. Ihre fast gleichmäßige Verteilung auf Kommunikationszentrum und-peripherie kann wohl als Symptom der sinkenden politischen Bedeutung der FDP verstanden werden. Aufgrund der Zusammensetzung, des Kontaktprofils und der hohen Kontaktdichte, die auf intensive Vernetzung der Befragten dieses Clusters mit allen Funktionsbereichen der Gesellschaft hindeutet, wird dieses Cluster als Kommunikationszentrum bezeichnet.
Das dritte Cluster„Scharnier Politik- Verwaltung" umfaßt mit 395 Befragten knapp 1/5 der untersuchten Personen. Das Kontaktprofil ist bestimmt durch Kontakte zu EU-Institutionen sowie zu administrativen Organisationen der Bundes- und Landesebene. Wirtschaftsunternehmen und Verbände einschließlich der Gewerkschaften spielen keine zentrale Rolle im Kontaktprofil. Die Kontaktdichte liegt knapp unter dem Durchschnitt der Gesamtelite. Dieses Cluster setzt sich zu 45 Prozent aus Personen aus Politik und Verwaltung zusammen, weitere 16 Prozent sind Medieneliten. Militärs, Justizeliten, Verwaltungseliten und Bundesminister sind in diesem Cluster überproportional vertreten, Spitzenpolitiker der CDU wesentlich stärker als die anderer Parteien. Wirtschaftseliten sind kaum anzutreffen. Aufgrund des niedrigeren Häufigkeitsniveaus der Kontaktnennungen, des auf politisch administrative Institutionen des Bundes konzentrierten Kontaktprofils und der starken Präsenz exekutivnaher Führungskräfte, soll dieses Cluster als internes Scharnier zwischen Politik und Ministerialbürokratie des Bundes bezeichnet werden.
Nächstfolgend ergeben sich zwei Cluster, die Verwaltungs- Wirtschaftsverbands- und Wirtschaftseliten vereinen(„Scharnier Verwaltung- Wirtschaft|! und II"). Beide Cluster zeigen deutlich über dem Elitendurchschnitt liegende Nennungshäufigkeiten. Bei Berücksichtigung von Kontaktprofil und Clusterstruktur lassen sich beide Cluster als Kontaktbrücken zwischen Spitzenverwaltungen und Wirtschaftseliten beschreiben. Die hier vorliegenden Kontakte könnten Kontakte sein, die von institutionalisierten Beteiligungsregeln gefördert werden.
Schließlich ergeben sich noch drei kleinere Cluster. Eines davon bündelt Wirtschafts- und Verbandseliten. Da sich das Kontaktmuster ebenfalls auf den Sektor Wirtschaft konzentriert, wird es als Cluster der„Wirtschaftsinternen Kontakte" bezeichnet. Das zweite, mit 62 zugeordneten Befragten kleinste(interpretierte) Cluster, ist nach Kontaktprofil und Clusterstruktur als Cluster der „Agrarpolitiker" zu interpretieren. Schließlich ist ein Cluster zu nennen, das vor allem aus Verwaltungseliten und militärischen Führungskräften besteht. Da die Verwaltungseliten in diesem Cluster vorrangig aus dem Verteididungs- und Innenministerium sowie aus dem auswärtigen Amt kommen, soll dieses Cluster als militärpolitisch orientiertes Cluster bezeichnet werden. Alle drei Cluster haben als Gemeinsamtkeit unter dem Elitendurchschnitt liegende Kontakthäufigkeiten. Bei Berücksichtigung ihrer Zusammensetzung und inhaltlichen Ausrichtung kann man Sie als spezialisierte, aber ebenfalls eher der Kommunikationsperipherie zuzuordnende Cluster fassen.