die Verringerung der Regelungsdichte;(b) die Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen(v.a. Müll/Abfallentsorgung) sowie(c) die Abgabe staatlich wahrgenommener sozialer Aufgaben in private Hände oder freie Trägerschaften.
Für die Abrundung des Bildes dieses Einstellungsbereiches ist es notwendig, die Eigenart der ostdeutschen Eliten etwas näher zu beleuchten. Neben der sehr ungleichmässigen sektoralen Verteilung ostdeutscher Führungskräfte haben sie auch von ihren westdeutschen Kollegen sehr verschiedene parteipolitische Orientierungen. Während knappe 60% der Westdeutschen Mitglieder von Parteien des bürgerlichen Spektrums sind oder diese präferieren, sind ebenso viele Ostdeutsche dem linken Spektrum zuzuordnen. Interessanterweise ist auch die Zusammensetzung der beiden parteipolitischen Spektren in Ost und West unterschiedlich. Während das linke Spektrum in Ostdeutschland je zu gleichen Teilen von der SPD, dem Bündnis‘90/Die Grünen und der PDS gestellt wird, ist es in Westdeutschland deutlich SPD-dominiert. Ähnlich grosse Unterschiede gibt es bei den bürgerlichen Parteien: Die Unionsparteien haben einen Anteil von mehr als drei Viertel, während dessen in Ostdeutschland die Freidemokraten und die CDU/CSU je zur Hälfte das bürgerliche Spektrum ausmachen. Auch innerhalb der Sektoren ist die Unterschiedlichkeit der parteipolitischen Präferenzen zum Teil erheblich.
6. Fazit
Abschliessend kann festgestellt werden, dass Eliten ost- und westdeutscher Herkunft voneinander verschiedene Einstellungen zum Umfang von Staatsaufgaben haben. Die empirischen Belege weisen darauf hin, dass die auf unterschiedlichen Sozialisationskontexten beruhenden parteipolitischen Differenzen letzten Endes die sektoralen Unterschiede überlagern. Es muss festgehalten werden, dass bis in die Differenzierung in einzelne Parteien hinein, Einstellungsunterschiede zwischen ostdeutschen und westdeutschen Führungskräften nachzuweisen sind. Nicht nur, dass die Einstellungen zum Umfang staatlicher Aufgaben auseinanderfallen; sie differieren besonders stark in einem bestimmten Bereich: dem Sozialstaat.
Osteliten präferieren ein Staatskonzept, welches auf eine möglichst umfassende wirtschaftliche Steuerung und Initiative sowie eine sehr weitreichende Absicherung des Individuums gegen soziale Risiken abzielt. Dies steht im Widerspruch zum Konzept der sozialen Marktwirtschaft mit einer sozialen Grundsicherung, dass von den Westeliten bevorzugt wird. Zudem haben letztere erhebliche Vorbehalte gegenüber staatlicher Überregulierung.
Die Sozialisation in den unterschiedlichen Gesellschaften der beiden deutschen Staaten erweist sich fünf Jahre nach der Wiedervereinigung noch immer als das prägende Moment. Ganz offensichtlich tritt hier ein deutliches Integrationsproblem zutage, welches, mit Blick auf die Grundkonsensproblematik, ein wesentliches Element der bundesdeutschen Gesellschaftsordnung berührt. Aus der Sicht des demokratischen Willensbildungsprozesses ist dabei besonders hervorzuheben, dass es sich nicht allein um konfligierende Ansichten zwischen politischen Parteien handelt. Vielmehr durchziehen diese Ost-West-Differenzen alle Parteien- mit Ausnahme der PDS.
Es scheint letztlich schwer möglich, die Fortentwicklung dieses Problems und seiner Folgen für die Integration der bundesdeutschen Führungsschicht abzuschätzen. Möglicherweise werden Ostdeutsche in Zukunft in ausgewogenerem Masse in den Eliten vertreten sein. Vorausgesetzt, die sektorspezifische Prägung von Einstellungen überlagert allmählich die Effekte der DDR-Sozialisation, dann könnte es zu einer Angleichung in den für die Bildung eines Grundkonsenses wichtigen Orientierungen kommen. Sollte dies jedoch nicht der Fall sein, ist es möglich, dass sich die OstWest-Unterschiede als ein neuer, regional verwurzelter, Konflikt etablieren.