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Tabelle 3: Sektordifferenzen Elite 1995
Sektor Positionshöhe Amtsdauer Herkunft: Ost- West SPD
CDU/CSU FDP Grüne PDS Verwaltung Wirtschaft
Wirtschaftsverbände Gewerkschaften Massenmedien Wissenschaft
Militär
Kultur
Sonstige
Berücksichtigt man in der Datenanalyse diese Faktoren, dann relativiert sich auch der Generationseffekt deutlich. Wie stark sich die Generationseffekte abschwächen, geht aus Schaubild 3 hervor. Die größten Anpassungen lassen sich dabei in der Protestgeneration feststellen. Deren Befürwortung plebiszitärer Demokratievorstellungen fällt sogar noch leicht hinter die Vorstellungen der Wohlstandsgeneration zurück. Aus diesen Verteilungen läßt sich vorhersagen, daß auch die in jüngster Zeit rasch aufgestiegenen Eliten mit zunehmender Sozialisation in die Elitenrolle dem traditionellen Demokratiekonzept schrittweise näher kommen werden. Gleichzeitig zeigt die Position der vier Generationstypen im zweidimenisonalen Raum, daß der Generationseffekt auf der zweiten Dimension sehr viel stärker erhalten bleibt. Auf dieser Dimension finden sich unterschiedliche Einstellungen zur Legitimität politischer Konflikte und zur Einschätzung, daß die Erweiterung der Partizipationsrepertoires in den unkonventionellen Bereich(Barnes/Kaase et al.(1979) eine Gefährdung für die Stabilität des politischen Systems bedeuten könnten. Es läßt sich vermutlich mit der Erfahrung der nunmehr 50jährigen Stabilität der demokratischen Ordnung der Bundesrepublik erklären, daß sich auf dieser Dimension tatsächlich ein generationaler Wertewandel vollzogen hat. Während die Eliten, die die unmittelbare Nachkriegszeit und vor allem das Dritte Reich erlebten, die unkonventionellen bis nicht-legalen Partizipationsformen noch als Bedrohung der demokratischen Ordnung einschätzen, haben die Nachkriegsgenerationen hier erheblich geringere Bedenken. Für sie gehören diese Aktionsformen zunehmend zur Normalität, die das politische System zu verarbeiten in der Lage ist.
Wenn wir die eingangs gestellte Frage wieder aufnehmen, dann kommen wir zu folgender Schlußfolgerung: Der lange Marsch durch die Institutionen hat die Protestgeneration in die Ämter gebracht; er hat aber nicht verhindern können, daß sich darüber ihre Weltbilder veränderten. Offensichtlich führt die Übernahme von Verantwortungsrollen dazu, daß auch die Wertorientierungen der Führungsschicht, insbesondere hinsichtlich der Wünschbarkeit einer umfassenden partizipatorischen Demokratie, pragmatischer werden.