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"Kontinuität und Wandel der deutschen Führungsschicht : Ergebnisse der Potsdamer Elitestudie 1995" ; Zusammenstellung der Vorträge des Symposions vom 11. Oktober 1996 an der Universität Potsdam / Primärforscher: Wilhelm Bürklin
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Tabelle 2: Generations- und Sektoreffekte plebiszitärer Einstellungen: Eine Multiple Klassifikationsanalyse

Erklärungsmodelle:

(eta) beta-Koeffizient nach Kontrolle Einzeleffekt aller anderen Effekte

I. Positionshöhe ‚164 ‚041

Il. Amtsdauer.219.131

I. Ost-West-Herkunft.234 ‚078

IV. Generation ‚324.124

V. Sektorzugehörigkeit 1.564.502

(Netto-) beta-Koeffizient des Generationseffektes

VI. Generation, Positionshöhe ‚309 VIl. Generation, Amtsdauer.296 IX. Generation, Ost-West-Herkunft.281 IX. Generation, Sektorzugehörigkeit.164 X. Generation, Sektorzugehörigkeit, XI. Generation, Positionshöhe,

Amtsdauer, Ost-West-Herkunft.124

(Modellgüte: R=.603, r?=.364)

Wie sind diese Ergebnisse zu erklären und zu interpretieren?

Ausgangspunkt unserer Erklärung sind zunächst die Einstellungen der verschiedenen Sektoreliten auf den beiden Demokratie-Dimensionen. Dabei zeigt sich, daß die Parteieliten aus dem linken Spektrum der Politik sowie die Gewerkschafts-, Kultur- und Medienelite die plebiszitären Demokratiekonzeption präferiert. Die Eliten der CDU/CSU, der Wirtschaft, der Verbände, der Wissenschaft und des Militärs fühlen sich mehrheitlich dem traditionellen Konzept verbunden(eta=.564). Vordergründig betrachtet zeichnen sich die erstgenannten Teileliten dadurch aus, daß sie politisch eher links eingestellt sind.

Vergleichbar wichtig ist jedoch die unterschiedliche soziale Struktur der Sektoreliten. Die erstgenannten Eliten sind in der Regel jünger: Während etwa die Führung der Grünen durchschnittlich 41 Jahre alt ist, sind die Eliten in Wirtschaft und Verbänden um 15 bzw. 16 Jahre älter(Tabelle 3).

Außerdem verfügen sie über weniger Amtserfahrung und nehmen auch häufiger eine mittlere bzw. untere Führungsposition ein. Überdurchschnittlich häufig sind in diesen Sektoren Führungskräfte aus den Neuen Bundesländern vertreten. Alle diese Merkmale charakterisieren diese Teileliten als weniger stark in ihre Elitenrolle sozialisiert. Damit lassen sich letztlich auch die beobachteten Sektordifferenzen- etwa zwischen Politikern der Grünen und der Verbandselite- nicht als Generationskonflikt, sondern als Ergebnis noch nicht vollzogener Sozialisation in die Elitenrolle interpretieren.