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sich schrittweise vollziehende Rollensozialisation können die Amtsdauer und die erreichte Positionshöhe in der Führungsschicht gelten. Zusätzlich ist auf der Grundlage der 1995 noch unvollständigen Einbindung Ostdeutscher in die gesamtdeutsche Führungsschicht auch von der regionalen Herkunft ein Einfluß zu erwarten.
Der empirische Vergleich dieser verschiedenen Indikatoren zeigt zunächst, daß der Generationseffekt tatsächlich jeweils deutlich größer ist als die drei Effekte der Rollensozialisation: die in Jahren gemessene Amtsdauer, die mit einer 7-stufigen Skala gemessene Positionshöhe innerhalb der Führungsschicht sowie die Ost-West-Herkunft. Diese deutlichen Generationseffekte werden allerdings relativiert durch den Effekt der Zugehörigkeit zu einem unterschiedlichen Elitensektor. Der Sektoreffekt ist rund dreimal so groß wie der Generationseffekt(eta=.324 bzw..564; d.h. erklärte* Varianz: 10 bzw. 32%).
Zum zweiten zeigt sich, daß der Generationseffekt durch die verschiedenen Faktoren der Elitensozialisation abschwächt wird: Je stärker eingebunden, umso weniger beharrlich werden neue politische Themen und Politikstile vertreten. Der stärkste Effekt geht auch hier wiederum von der Sektorzugehörigkeit aus(Tabelle 2). Werden alle diese Merkmale simultan konstant gehalten, d.h., werden zwischen den Generationen nur Personen mit gleichen Merkmalen verglichen, dann reduziert sich der Generationseffekt auf einen Bruchteil seiner ursprünglichen Erklärungskraft(beta=.124 bei einer erklärten Gesamtvarianz von 36,4%). Vergleichbare Effekte zeigen sich nicht für die Sektorzugehörigkeit: Werden Amtsdauer, Positionshöhe und Ost-West-Herkunft konstant gehalten, dann bleibt die Prägung durch den Sektor weitgehend bestehen(.564 vs..502). Daraus läßt sich ableiten, daß die sekundäre Prägung von Mitgliedern der Führungsschicht in den verschiedenen Elitesektoren deren politische Einstellungen maßgeblich bestimmt.