Teil eines Werkes 
Bd. 5 (1904) Nietzsche : mit einem Titelbilde / von P. J. Möbius
Entstehung
Seite
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I. Der ursprüngliche Nietzsche.

klein gewesen sein, was man übrigens auf verschie­denen Photogrammen zu sehen glaubt.

Die Function der inneren Organe und der Sinnes­organe liess, bis auf die Kurzsichtigkeit, nichts zu wün­schen übrig. Wie gut die Maschine war, dafür ist es der beste Beweis, dass trotz der schweren Gehirn­erkrankung das körperliche Leben durch lange Jahre ziemlich ungestört verlief.

Wiederholt ist geäussert worden, Nietzsche müsse einen besonders scharfen Geruchsinn gehabt haben, weil er nach seinen Aussprüchen sehr empfindlich gegen schlechte Gerüche war. Eine Prüfung ist, soviel wie ich weiss, nicht angestellt worden, und von vorn­herein ist es wahrscheinlicher, dass es sich um eine seelische Ueberempfindlichkeit gehandelt habe.

Die Functionen des Gehirns, soweit wie wir sie aus den Aeusserungen der seelischen Thätigkeit er­kennen, sind das, worauf es uns ankommt. Es ist natürlich schwer, die Inventur des Geistigen aufzuneh­men, einem das Porträt zu machen, wie man früher sagte, und man wird von Anfang an den Anspruch auf Vollendung aufgeben müssen. Vernünftigerweise kann man nicht anders vorgehen, als die Seelenver­mögen, soweit sie sich unterscheiden lassen, einzeln zu betrachten. Ich beginne mit den Kunsttrieben. Sehr früh gab sich das musikalische Talent kund.Als aber Fritz Quintaner wurde, meinte er... er wolle selbst etwas componiren, und das that er auch. Zu Weihnachten schenkte er Grossmütterchen eine kleine, selbst componirte Motette, die wir heimlich in der