Teil eines Werkes 
Bd. 5 (1904) Nietzsche : mit einem Titelbilde / von P. J. Möbius
Entstehung
Seite
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2. Die Persönlichkeit.

und sein Bilderreichthum schmückt auch seine Prosa. Er gilt ja besonders als Stilkünstler, und es ist ersicht­lich, dass ein schöner Stil der Hilfe des poetischen Talentes bedarf. Freilich spielt da auch das rhythmi­sche Gefühl eine grosse Rolle; hier und beim Reime ragt das Musikalische in das Sprachliche hinein.

Anlage zum Schauspieler scheint Nietzsche nicht gehabt zu haben. Ich finde eine Bemerkung darüber bei Deussen(Erinnerungen, p. 9 und 10): Nietzsche sei nie ein guter Recitator gewesen und habe sich im Schauspiele nicht ausgezeichnet.Nietzsche war eben von Haus aus eine tiefernste Natur, alles Schauspieler­hafte im tadelnden wie im lobenden Sinne lag ihm gänzlich fern; ich habe viele geistvolle Bemerkungen, aber selten einen guten Witz von ihm zu hören be­kommen. Es mag hier auch daran erinnert sein, dass Nietzsche lange Zeit für das Vorwiegen des Schau­spielers in R. Wagner blind war und später daraus Wagner den bittersten Vorwurf machte.

Wenn Deussen den Witz vermisst, so erzählt die Schwester dagegen viel von der Lustigkeit und den Scherzen des jugendlichen Nietzsche. Dem Schrift­steller Nietzsche allerdings gehen Humor und Witz fast ganz ab; weder in seinen Werken noch in seinen Briefen ist etwas davon zu finden.) Wenigstens mir geht es so, dass ich friere, wenn Nietzsche heiter sein

waltsamkeit abgeht, fehlt es auch nicht an Geschmacklosigkeiten und ganz äusserlichen Wortassociationen.

1) Eine gewisse Ausnahme kann man in dem spätenFall Wagner sehen.