Teil eines Werkes 
Bd. 5 (1904) Nietzsche : mit einem Titelbilde / von P. J. Möbius
Entstehung
Seite
81
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1. Die Migräne.

dem Magen bin ich jetzt, wo ich mich selber im Zim­mer beköstige(Milch, Eier, Zunge, Pflaumen, getrocknete, Brod und Zwieback), völlig in Ordnung... Die Augen machen mir grosse Sorge, sie allein machen keine Fort­schritte(was ja leider nach dem Urtheil der drei Au­toritäten gar nicht möglich ist)(p. 334). Später sagte er:Der Engadin hat mich dem Leben wiedergegeben. Im Herbste traf Nietzsche mit der Schwester in Chur zusammen, und sie fand ihn wundervoll erholt, frisch und elastisch, mit gesunder Gesichtsfarbe und stram­mer Haltung. Leider brachte er den Winter in Naum­burg zu, den sonnenärmsten seines Lebens, wie er später sagte, sein Minimum. Das Klima allein kann es nicht gemacht haben, vielleicht stacken ausser der Arbeit(Der Wanderer und sein Schatten) noch Ge­müthsbewegungen dahinter oder sonst etwas. Im Ja­nuar schreibt er an Dr. Eiser:Um einen Brief zu wagen, muss ich durchschnittlich vier Wochen warten, bis die erträglichste Stunde kommt und hintendrein habe ichs noch zu büssen... Meine Existenz ist eine fürchterliche Last.... Im Ganzen bin ich glücklicher als je in meinem Leben und doch! Beständiger Schmerz, mehrere Stunden des Tages ein der Seekrankheit eng verwandtes Gefühl, eine Halblähmung, wo mir das Reden schwer wird, zur Abwechslung wüthende An­fälle(der letzte nöthigte mich drei Tage und Nächte zu erbrechen, ich dürstete nach dem Tode). Nicht lesen können! Sehr selten schreiben! Nicht verkehren mit Menschen! Keine Musik hören können! Allein sein und spazieren gehen, Bergluft, Milch und Eier­

Möbius, Werke V.