Teil eines Werkes 
Bd. 5 (1904) Nietzsche : mit einem Titelbilde / von P. J. Möbius
Entstehung
Seite
85
Einzelbild herunterladen

1. Die Migräne.

Seine Hauswirthin hat erzählt, er habe weder Suppe noch Fleisch, aber viel Gemüse und Früchte, beson­ders Mandeln gegessen; in späterer Zeit habe er eine Vorliebe für Lammbraten gehabt; ein wenig Wein habe er nur ausnahmeweise und mit bösen Folgen getrun­ken. Dass die knappe Diät die Migräne befördert habe, glaube ich nicht. Eher könnte dasin der Sonne Lie­gen, das er geliebt haben soll, wegen der Bestrahlung des Kopfes nachtheilig gewesen sein. Aber die schlechte Zeit war auch in den späteren Jahren der Winter. Ge­legentlich nur wird eine Notiz gegeben. So heisst es vom Winter 188283, Wetter und Gesundheit seien schlecht gewesen:fünf Wochen Fieber und Chinin essen, fast immer zu Bett. Sonst wird von Malaria nichts erzählt.

Weitaus die wichtigste Ursasche der Migräne-An­fälle waren Gemüthsbewegungen, die Erregung durch das eigene Denken und der Aerger über andere Leute. Wer selbst an Migräne leidet und zuweilen denkt, der weiss, wie gefährlich das Denken ist, sobald das Innere dabei aufgewühlt wird; neue Gedanken sind ohne Kampf nicht zu haben, und wenn jeder Gedanke mit einem Anfalle bezahlt werden muss, so darf man sich nicht wundern. Dieses Uebel liess sich bei Nietzsche nicht vermeiden; es war immer dasselbe: je frischer er sich fühlte, um so Ileidenschaftlicher widmete er sich seiner Arbeit, und je mehr er arbeitete, um So mehr förderte er die Wiederkehr der Anfälle. Der andere Uebelstand wäre wohl zu vermeiden gewesen, aber trotz aller Zurückgezogenheit blieb Nietzsche doch im

Le