Teil eines Werkes 
Bd. 5 (1904) Nietzsche : mit einem Titelbilde / von P. J. Möbius
Entstehung
Seite
110
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II. Die Krankheit.

des geistigen Niveaus möglich, aber in Wirklichkeit ist die Paralyse eine durchaus localisirte Erkrankung, die sich ihre Stellen aussucht. Nimmt man an, es seien im Anfange durch Erkrankung bestimmter Fasern nur die Hemmungen ausgeschaltet, deren Wegfall Fehlen des Ermüdungsgefühls und Euphorie ergiebt, so ist zunächst eine gesteigerte Leistung der arbeitenden Theile zu erwarten. Manche werden auch daran denken, dass durch. die von den kranken Stellen ausgehende Reizung der Blutzufluss im Ganzen gesteigert werde, und dass die Hyperämie die Mehrarbeit begünstige. Man muss wieder an den Alkohol denken. Es ist ja richtig, dass er von Anfang an lähmt, aber trotzdem können unter seinem Einflusse vermehrte Leistungen zu Stande kommen. Auch hier kommt es auf das Fehlen der Ermüdung und die Euphorie an, und die Leistungen können nicht nur vermehrt sein, sondern auch ein glänzenderes Aussehen haben. Die Richtig­keit wird wohl abnehmen, aber die Fixigkeit wächst, die gute Stimmung macht witzig, verwegen, sodass unerwartete Auffassungen und Wendungen erreicht werden. Wenn es nicht so wäre, so würden hervor­ragende Künstler sich nicht durch alkoholhaltige Ge­tränke bei der Arbeit angeregt haben. Ich weise auf manche Aeusserungen Goethes hin, der zwar den Nachtheil der alkoholischen Anregung sehr gut kannte, doch aber zuweilen von ihr Gebrauch machte. Han­delt es sich um Wahrheit, so kann der Alkohol nur schaden, handelt es sich um poetische Gefühle und um den Schmuck der Rede, wo es auf ein Bischen