Teil eines Werkes 
Bd. 5 (1904) Nietzsche : mit einem Titelbilde / von P. J. Möbius
Entstehung
Seite
112
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II. Die Krankheit,

vom 6. Januar 1900) sagt: Nietzsche habe nie Mor­phium oder Opium, wohl aber Chloralhydrat genom­men.Im Winter 188283 hat er in Folge von sehr unangenehmen Erlebnissen dieses Schlafmittel zum ersten Mal regelmässig in grösseren Dosen gebraucht und war von der seltsamen Wirkung so unangenehm berührt, dass er es sich mit aller Kraft im Frühjahr 1883 wieder abzugewöhnen suchte. Er behauptete nämlich, dass er unter der Wirkung dieses Mittels Briefe geschrieben, die- er hinterher als vollkommen falsch verabscheut habe; das Chloral habe, wenn er es vor dem Schlafengehen genommen habe, am an­deren Morgen nach dem Erwachen einen eigenthüm­lich erregten Zustand hinterlassen, der ihm Menschen und Dinge in einem ganz falschen Lichte zeigte. Gegen Mittag sei dann dieser Zustand verschwunden und es seien ihm menschenfreundliche Gefühle wiedergekehrt. Als ich ihn einmal besorgt fragte, ob dies Mittel nicht auch auf die Niederschrift seiner Ansichten einwirken könnte, lachte er herzlich und meinte, so schlau wäre er auch, daran zu denken, aber am Nachmittag, wenn die menschenfreundlichen Gefühle wiedergekehrt seien, prüfe er deshalb immer das noch einmal, was er am Vormittag niedergeschrieben habe. Uebrigens vermied er dies Mittel, wenn er nur konnte, obgleich der da­durch hervorgerufene Schlaf nach seiner Schilderung ausserordentlich angenehm gewesen sein muss, nicht schwer und dumpf, sondern mit heiteren Träu­men durchzogen. In sehr arbeitreichen Zeiten aber, besonders aber nach unangenehmen Erlebnissen, griff