Teil eines Werkes 
Bd. 5 (1904) Nietzsche : mit einem Titelbilde / von P. J. Möbius
Entstehung
Seite
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II. Die Krankheit.

der häufiger. Ob die in den späteren Schriften herr­schenden Hassgefühle(gegen Deutschland, gegen das Christenthum) mit dem Chloralhydrat etwas zu thun haben, ist nicht leicht zu entscheiden. Da die nach dem Chloralgebrauche bei Nietzsche auftretenden Er­scheinungen sehr eigenthümlich sind, so liegt der Ge­danke nahe, das Chloral möchte hier nur deshalb so gewirkt haben, weil es auf ein Gehirn mit beginnen­der Paralyse traf. Es ist wohl möglich, dass es sich so verhält, aber andererseits muss man sagen, dass die progressive Paralyse eigentlich selten gehässig macht, eher treibt sie zur Menschenfreundlichkeit und Gutmüthigkeit.

Nun zurück zu Zarathustra! Dass die Krankheit an der Art der Entstehung betheiligt war, habe ich auseinanderzusetzen versucht. Aber betrachtet man das Werk ohne Rücksicht darauf, so ist, glaube ich, alles in allem genommen, das Pathologische in ihm nicht so stark, dass es inhaltlich überwöge. Allerdings gilt das nur von den ersten Theilen. Der philoso­phische Gedankeninhalt des Buches scheint mir nicht sehr beträchtlich zu sein. Schält man die Gedanken aus dem glitzernden Kleide heraus, in dem sie bei Nietzsche stecken, so sehen sie oft recht gewöhnlich aus, es sind Leute, denen man schon da und dort begegnet ist. Gustav Naumann hat einenZarathustra­

Commentar in vier Theilen geschrieben(Leipzig,

H. Haessel. Vierter Theil 1901) und hat dabei die Reden Zarathustras in die gewöhnliche Sprache über­setzt: Man erschrickt oft, wie nüchtern und verbraucht