Teil eines Werkes 
Bd. 5 (1904) Nietzsche : mit einem Titelbilde / von P. J. Möbius
Entstehung
Seite
121
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2. Die Entwickelung der progressiven Paralyse.

zu ihnen rechnen. Am deutlichsten ist das Patho­logische in der Steigerung des Selbstbewusstseins. Zwar hat die Bescheidenheit Nietzsche auch früher nicht gedrückt, aber so wie im Zarathustra tritt das Gefühl der Souveränetät früher doch nicht zu Tage. Man könnte einwenden, Zarathustra sei eine dichteri­sche Figur, aber die Verkleidung ist doch äusserst durchsichtig, und offenbar identificirt sich Nietzsche während des Schreibens fortwährend mit seinem Zara­thustra.

Die bisherigen Bemerkungen bezogen sich auf die Wirkungen der progressiven Paralyse. Nun komme ich noch mit ein paar Worten auf den Chloralismus zurück. Die krankhaften Hassgefühle, von denen Nietzsche in seinen Briefen spricht, scheinen mir einen

grossen Theil des Grabliedes(p. 160 ff.) dictirt zu haben. Aber dies Wort will ich zu meinen Feinden reden: was ist alles Menschenmorden gegen Das, was ihr mir thatet, so geht es an, und nun beginnt ein Toben gegen Feinde, von denen man gar nichts weiss, eine Wuth gegen Alle und Jeden, die sicher krankhaft ist.) Aus den Chloralträumen sind vielleicht auch die Traum­

Nach Angabe der Frau Dr. Förster hat Nietzsche sich zwi­schen dem 12. und dem 15. Jahre, bei seinem Grossvater Oehler, viel mit Justinus Kerner beschäftigt, später sicher nicht mehr.

Wenn sich dem Schriftsteller eine Stelle unterschiebt, die er als Knabe gelesen hat, so muss man wohl einen patholo­gischen, traumhaften Zustand voraussetzen.

1) Vergleiche dazu im vierten Theile:Diesen Menschen von heute will ich nicht Licht sein... Blitz meiner Weisheit! stich ihnen die Augen aus!(p. 421).