Teil eines Werkes 
Bd. 5 (1904) Nietzsche : mit einem Titelbilde / von P. J. Möbius
Entstehung
Seite
123
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2. Die Entwickelung der progressiven Paralyse.

Vordergrund treten, der Kampf gegen Schwäche und Mitleid, die Werthschätzung der gesunden Kraft, die Feindschaft gegen das Christenthum. Aber die Uebel, die in den ersten Theilen zu bemerken waren, sind noch gewachsen: wir treffen Geschmacklosigkeiten und Sinnlosigkeiten in beträchtlicher Zahl, deutlichen Grössenwahn. Beispiele von Geschmacklosigkeit: gelber weisser guter eisfrischer Waben-Goldhonig) (p- 344); Lied und Honig werden ins Ohr geträufelt (p. 409); ein alter brauner Tropfen goldenen Glücks(p.402); ein rosenseliger brauner Gold-Wein-Geruch(p. 466). Beispiele von Sinnlosigkeit:stegreife Gesundheit (p. 414);bei abgehellter Luft[statt bei beginnender Dunkelheit](p. 433);Wie? ward die Welt nicht eben vollkommen? Rund und reif? Oh des goldenen runden Reifs wohin fliegt er wohl? Laufe ich ihm nach! Husch![Man glaubt einen Maniakalischen zu hören] (p. 403);wer mit Adlers-Krallen den Abgrund fasst (p- 420);nach ‚denen sollen sie nicht mit Schafsklauen greifen(ibid.);der den Eseln Flügel giebt, der Löwinnen melkt, gelobt sei dieser gute unbändige Geist[das heisst der Wind](p. 429). Recht geschmacklos ist das unauf­hörliche Wiederholen starker Wörter, zum Beispiel: oh Ekel! Ekel! Ekel!(p. 419 et a. 1.) Wörter, wie Abgrund, Tiefe, Ekel werden so oft gebraucht, dass man allmäh­

ı) Der Eis-Honig kommt wiederholt vor. Abgesehen da­von, dass in Zarathustras Höhle und auf den Bergen kein Eis ist, kühlt kein Verständiger den Honig auf Eis. Ich habe es experimenti causa gethan; es geschah, was zu erwarten war: der Honig verlor sein Aroma und schmeckte wie Syrup.