Teil eines Werkes 
Bd. 5 (1904) Nietzsche : mit einem Titelbilde / von P. J. Möbius
Entstehung
Seite
124
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II. Die Krankheit.

lich einen abgrundtiefen Ekel davor bekommt. Recht geschmacklos und unsinnig ist Vieles bei den Er­zählungen von denhöheren Menschen(das heisst degeneres superieurs), zum Beispiele die Schilderung des hässlichsten Menschen, die Verhöhnung R. Wagners als alten Zauberers und Anderes. Pathologisch ist die Neigung zu oft wiederkehrenden Ausrufen, zum Bei­spiele zu dem unerträglichenWie?, zu demWohlan, wohlauf. Pathologisch sind die vielen Reden vom Lachen, Tanzen, Fliegen. Ein gutes Beispiel vom Grössenwahn steht auf p. 373:Oh Zarathustra, ich suche einen Aechten, Rechten, Einfachen, Eindeutigen, einen Menschen aller Redlichkeit, ein Gefäss der Weis­heit, einen Heiligen der Erkenntniss, einen grossen Menschen! Weisst Du es denn nicht, oh Zarathustra? Ich suche Zarathustra. Andere Beispiele findet man leicht. Das alles aber ist nicht so bedenklich wie das, was noch kommt. Die Lüsternheit ist deut­lich in dem nachher zu besprechenden Wüstenliede; sie zeigt sich auch p. 439:Fast dünkt michs, gleicht ihr Solchen, die lange schlimmen tanzenden nackten Mädchen zusahn(Erfahrungen in Nizza?). Die Ge­meinheit tritt in der Verhöhnung der Evangelien zu Tage. Man kann nicht sagen, dass die Krankheit Lüsternheit und Gemeinheit schaffe: Sie sind anlage­weise in uns Allen, und wenn die Krankheit Scheu und Scham zerstört, so kommen sie zum Vorscheine. Es ist nicht anzunehmen, dass Nietzsche lüsterner und gemeiner als Andere gewesen wäre, sondern diese Symptome zeigen nur, dass bei ihm die Gehirnkrankheit