II. Die Krankheit.
lich einen abgrundtiefen Ekel davor bekommt. Recht geschmacklos und unsinnig ist Vieles bei den Erzählungen von den„höheren Menschen“(das heisst degeneres superieurs), zum Beispiele die Schilderung des hässlichsten Menschen, die Verhöhnung R. Wagners als alten Zauberers und Anderes. Pathologisch ist die Neigung zu oft wiederkehrenden Ausrufen, zum Beispiele zu dem unerträglichen„Wie?“, zu dem„Wohlan, wohlauf“. Pathologisch sind die vielen Reden vom Lachen, Tanzen, Fliegen. Ein gutes Beispiel vom Grössenwahn steht auf p. 373:„Oh Zarathustra, ich suche einen Aechten, Rechten, Einfachen, Eindeutigen, einen Menschen aller Redlichkeit, ein Gefäss der Weisheit, einen Heiligen der Erkenntniss, einen grossen Menschen! Weisst Du es denn nicht, oh Zarathustra? Ich suche Zarathustra.“ Andere Beispiele findet man leicht. Das alles aber ist nicht so bedenklich wie das, was noch kommt. Die Lüsternheit ist deutlich in dem nachher zu besprechenden Wüstenliede; sie zeigt sich auch p. 439:„Fast dünkt mich’s, gleicht ihr Solchen, die lange schlimmen tanzenden nackten Mädchen zusahn“(Erfahrungen in Nizza?). Die Gemeinheit tritt in der Verhöhnung der Evangelien zu Tage. Man kann nicht sagen, dass die Krankheit Lüsternheit und Gemeinheit schaffe: Sie sind anlageweise in uns Allen, und wenn die Krankheit Scheu und Scham zerstört, so kommen sie zum Vorscheine. Es ist nicht anzunehmen, dass Nietzsche lüsterner und gemeiner als Andere gewesen wäre, sondern diese Symptome zeigen nur, dass bei ihm die Gehirnkrankheit