2. Die Entwickelung der progressiven Paralyse.
gerade moralische Hemmungen aufhob. Gewissermaassen ist es ein Trost, dass der hässlichste Zug im Bilde Nietzsches, seine gassenjungenhaften Schmähungen christlicher Lehren und Einrichtungen, ganz der Gehirnkrankheit Schuld gegeben werden kann. Freilich kann man ein Gegner des Christenthums sein, aber niemand wird das, was seinen Eltern und der Mehrzahl der ehrenhaften Leute heilig war, mit Koth bewerfen, wenn er nicht ein Lump oder ein Gehirnkranker ist. Die Art der Lästerung im Zarathustra ist eigentlich noch widerwärtiger als das wüste Schimpfen im„Antichrist“. Man sehe die ekelhaften Verse auf p. 358, die Beschimpfung des„Bergpredigers“ und der evangelischen Sprüche auf p. 390 ff, das über alle Beschreibung widerliche Eselfest auf p. 452 if., das der Abscheulichkeit Gipfel ist. Für die Schwerhörigen endlich, die im Zarathustra die Töne der progressiven Paralyse nicht hören, ist das Wüstenlied da. Alle Lieder des vierten Zarathustra sind sehr pathologisch, auch die, die als Klage des Zauberers und als Lied der Schwermuth Zarathustras entarteten Freunden in den Mund gelegt werden, ursprünglich jedoch ernsthaft Nietzsches innere Zustände aussprechen sollten,*) aber vollkommen blödsinnig sind nur die Verse„Unter Töchtern der Wüste“. Sie erinnern an den absichtlich hergestellten„höheren Blödsinn“, der angetrunkene Studenten zu erfreuen pflegt, und sie sind wahrscheinlich in einem Zustande, der der Betrunkenheit gleich
ı» An ihnen kann man sehen, in welchen schauderhaften
Verstimmungen sich Nietzsche zuweilen befand.