Teil eines Werkes 
Bd. 5 (1904) Nietzsche : mit einem Titelbilde / von P. J. Möbius
Entstehung
Seite
126
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II. Die Krankheit.

werthig ist, verfasst worden. Ich muss bitten, die Verse an ihrem Orte nachzulesen, denn ich kann den langenWortsalat nicht abschreiben. Unverkennbar ist die Schlüpfrigkeit, die das Ganze durchzieht. Man muss sich fragen, wie konnte Nietzsche dieses erbärm­liche Gefasel in sein Buch aufnehmen, da er doch nicht dauernd in dem Zustande war, in dem er es verfasst hat? Wie konnte er es später stehen lassen, ja an ihm herumfeilen(vergleiche den Nachbericht zum Zarathustra)? Ich weiss nur die Erklärung zu geben, dass Nietzsche das in einem vorübergehenden Zustande paralytischer Erregung Niedergeschriebene mit einer gewissen Ehrfurcht betrachtete und meinte, es sei nur scheinbar sinnlos, in Wirklichkeit stecke eine geheimniss­volle Offenbarung darin. Dieselbe Ehrfurcht empfand er ja für den ganzen Zarathustra.') Erstaunlich ist übrigens die Harmlosigkeit des Commentator, er com­mentirt das Wüstenlied so ernsthaft wie das Uebrige und sagt nur gelegentlich:sämmtliche Ideenschwan­kungen knarren hier so laut wie möglich.

Laien könnten auf folgende Frage verfallen: Wenn Nietzsche so krank war, als er den Zarathustra schrieb, wie ist es möglich, dass im täglichen Leben niemand etwas davon merkte? Erstens wissen wir nicht, ob jemand etwas gemerkt hat, zum anderen aber ist auch die Annahme, dass Nietzsche thatsächlich in diesen Jahren nie Anstoss erregt habe, nicht befremdend.

') Schon am 28. Juni 1883 schreibt er:Ich weiss ganz gut, dass Niemand lebt, der so etwas machen könnte, wie dieser Zarathustra ist.