Teil eines Werkes 
Bd. 5 (1904) Nietzsche : mit einem Titelbilde / von P. J. Möbius
Entstehung
Seite
128
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II. Die Krankheit.

wüstungen, die das Gehirnleiden angerichtet hat, viel mehr hervor als bei der an sich mehr oder weniger zusammenhanglosen dichterischen Darstellung. War es hier möglich, das Verschwommene, Sprunghafte, Erregte als Wirkungen des Dichtergeistes anzusehen, so fehlt für die wissenschaftlich sein sollenden Er­Örterungen desJenseits eine solche Entschuldigung. Zunächst finden wir auch im Jenseits die sprachlichen Störungen des Zarathustra wieder: er hatsein Auge gehärtet und gespitzt(p. 189);mit einem asiatischen und überasiatischen Auge[pfui Teufel!](p. 80);Er­kenntniss und Verkenntniss(p. 15);kurz und schlimm (p. 64);Vorliebe und Vorhass(p. 65); und so weiter. Im Allgemeinen aber sind grob-geschmacklose und unsinnige Wendungen seltener geworden. Das Fliegen im Traume wird noch einmal erwähnt: Ein Mensch, der im Traume oft und geschickt geflogen sei, der müsse auch am Tage ein besonderes Glück suchen (p. 124). Eine recht eigenthümliche Stelle lässt an Wuthanfälle denken:Es kommt heute bisweilen vor, dass ein milder, mässiger, zurückhaltender Mensch plötzlich rasend wird, die Teller zerschlägt, den Tisch umwirft, schreit, tobt, alle Welt beleidigt und end­lich bei Seite geht, beschämt, wüthend über sich (p. 264). Eigene Erfahrungen?

Wendet man sich von dem Formellen zu dem eigentlichen Gedankeninhalte des Buches, so steht man hier(und bei den folgenden Büchern) vor einer merkwürdigen Erscheinung. Trotz und während der Gehirnkrankheit wächst Nietzsches Geist und trägt