Teil eines Werkes 
Bd. 5 (1904) Nietzsche : mit einem Titelbilde / von P. J. Möbius
Entstehung
Seite
134
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II. Die Krankheit.

da, und die Figur des Ritters, der sich ernstlich für einen vollkommenen Christen hält und doch den Anderen ohne Bedenken um der Ehre willen todt­schlägt, wenn der ihm etwa einen Klaps gegeben hat, ist thatsächlich eine der wunderlichsten Erscheinungen. Die Auffassung der jetzt lebenden Menschen ist zweifel­los ein Knäuel, in dem Nietzsches Herren-Moral und seine Sklaven-Moral durch einander gewirrt sind. Es ist immer­hin ein Verdienst Nietzsches, auf diese Dinge und an­dere verwandter Art nachdrücklich hingewiesen zu haben, und es ist nur zu bedauern, dass sein Geisteszustand ihm nicht gestattete, den überaus schwierigen Gegen­stand zu bewältigen. Ob ihm sein Unternehmen ohne die Gehirnkrankheit gelungen wäre, das muss dahin­gestellt bleiben. Auf jeden Fall sind die Probleme, um die es sich hier handelt, harte Nüsse, an denen sich auch Gesunde die Zähne ausbeissen können. Auch in Nietzsches Psychologie stecken hoffnungs­volle Keime. Seine Lehre, dass das Ichein Gesell­schaftsbau vieler Seelen sei, ist zwar im Grunde nicht neu, und ich weiss nicht, ob er von selbst auf sie gekommen ist, aber sie ist wahr. Wäre es ihm ge­lungen, über die Triebe und Instincte, von denen er so oft spricht, ins Klare zu kommen und statt abge­rissener Bemerkungen eine zusammenhängende Be­gründung zu geben, so wäre er ein grosser Förderer der Psychologie geworden. Offenbar schwebte ihm eine der Gallschen verwandte Auffassung vor, und vielleicht ahnte er, dass eine solche allein die Moral­probleme, die ihn beschäftigten, lösen kann. Freilich